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Im Test: Hellpoint (PC, PS4, One, Switch)

Habt ihr euch schon einmal gefragt, wie wohl ein Dark Souls im Weltraum funktionieren würde? Mit Laserwaffen, Raumanzügen und High-Tech Laboren statt alten Schlössern? Genau diese Frage haben sich jedenfalls die Entwickler von Cradle Games vor über fünf Jahren gestellt und nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne und der Hilfe von Publisher tinyBuild, bekommen wir mit Hellpoint nun die lang erwartete Antwort darauf.

Einst war die Raumstation Irid Novo ein Paradebeispiel für den technologischen Fortschritt der Menschheit. Die Bewohner schwammen im Überfluss und die Wissenschaft schaffte einen Durchbruch nach dem anderen. Doch bekanntlich ist nichts für die Ewigkeit und auch ein Paradies zwischen den Sternen kann irgendwann mal in Trümmern liegen. Unzählige Jahre nach dem Untergang werden wir vom sogenannten Autor als leere Hülle zum Leben erweckt. Weder eine Seele, noch irgendwelche Erinnerungen stecken in uns. Ein Werkzeug, welches für unseren Schöpfer nun Irid Novo nach allen möglichen Informationen absuchen soll, um hinter dem Geheimnis der Station zu gelangen.

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, kommen wir beim Besprechen des Action-Rollenspiels nicht um den Vergleich mit Dark Souls herum, da sich die Entwickler bei dem modernen Videospielklassiker aus dem Hause From Software mehr als eine Scheibe abgeschnitten haben. Die Kämpfe sind erbarmungslos, die Geschichte wird uns nur kryptisch serviert und viele weitere Elemente aus dem beliebten Gameplay-Gerüst finden sich in dem Titel wieder. Wer also bereits einmal einen Titel aus dem sogenannten Souls-like Subgenre gespielt hat, wird sich auch in Hellpoint schnell zurechtfinden. Der erste Blick auf das HUD reicht da schon aus, damit wir wissen, was uns auf unserem steinigen Weg erwartet. Gesundheits-, Ausdauer- und Energieleisten zeigen uns an, wie unsere Überlebenschancen stehen. Ist unsere Gesundheit leer, war es das. Ist unsere Ausdauer leer und der Boss setzt zur tödlichen Angriffskombo an, war es das sehr wahrscheinlich auch. Ist unser Vorrat an Energie leer, dann können wir weder Magie, noch Fernkampfwaffen, noch unseren hilfreichen Omnicube einsetzen. Das muss zwar nicht direkt zu unserem Ende führen, aber hey: Was noch nicht ist, kann ja noch werden! Wie schnell sich unsere Ausdauer verbraucht und wieder regeneriert, hängt dabei von unserem Gesamtgewicht ab, welches wiederum durch unsere komplette Ausrüstung bestimmt wird. Wer mit einer schweren Rüstung und einem riesigen Schild sich an einem Black Iron Tarkus Cosplay versucht, wird nicht so flink sein, wie jemand mit deutlich leichterer Bekleidung. Genretypisch ist ebenso die breite Auswahl unseres Waffenarsenals. Nicht nur finden wir hier die klassischen Vertreter wie Schwerter, Äxte, Stäbe, Hämmer, verschiedene Zaubersprüche, sondern auch Energie- und Projektilwaffen, mit denen wir uns unsere Feinde direkt aus der sicheren Entfernung vom Leib halten. Jede Rüstung und jede Waffe verlangt dabei unterschiedliche Werte von uns, damit wir sie überhaupt richtig führen können. Präzise Railguns verlangen Wahrnehmung, eine stumpfe Keule schwingt sich am besten mit viel Stärke und wer sich mit einer dünnen Klinge durch die Gruppen schnetzeln will, sollte genug in seine Reflexe investieren.

Damit wir unseren Charakter stärken und damit unsere bis zu acht Attribute steigen können, brauchen wir Axionen. Diese subatomaren Teilchen sind das Hellpoint Pendant zu den Seelen in den Dark Souls-Ablegern. Eine wertvolle Währung, die wir mit jedem ausgeschalteten Gegner erhalten, aber genauso schnell verlieren können, wenn wir zu unvorsichtig sind. Haben wir genug für einen Stufenaufstieg, geht es zu einem der unzähligen Risse, die in den verschiedenen Abschnitten der Station auf uns warten. Irid Novo besteht nämlich aus zusammenhängenden Gebieten, die durch Ladebildschirme voneinander getrennt sind. Eine komplett in sich offene Welt, wie im großen Vorbild, gibt es hier nicht. An den Rissen können wir uns aber nicht nur aufleveln, sondern auch weitere Dinge erledigen. Somit lässt sich jeder Riss zu einem Portal für die Schnellreise umfunktionieren, was jedoch einen bestimmten Gegenstand verbraucht. Ebenso können wir in den jeweiligen Gebieten den Schwierigkeitsgrad erhöhen oder vereinfachen. Vorausgesetzt wir verfügen natürlich über die richtigen Materialien, um dieses Ritual abzuschließen. Für erfahrende Spieler wird gerade das Erschweren eine interessante Option sein, denn erst bei den späteren Bosskämpfen treffen wir auf wirkliche Herausforderungen. Alle Begegnungen vorher werden durch das teils sehr zügige aufleveln unseres Charakters deutlich erleichtert und eine Kombination aus unfertigen Animationen und mangelhafter künstlichen Intelligenz wollen geradezu vom Spieler ausgenutzt werden.

Bis jetzt klingt das alles recht bekannt für euch und selbst das Anpassen des Schwierigkeitsgrades war in einer gewissen Form schon so in Dark Souls 2 enthalten? Das ist absolut richtig, denn Hellpoint bewegt sich von seinen Souls-like Kollegen am nächsten am originalen Design von Dark Souls und verfolgt dabei keine eigene Vision des Konzepts. Damit ist aber nicht gesagt, dass Hellpoint nun eine frecher Abklatsch ist, denn auch die Entwickler von Cradle Games haben hier und da an eigene Ideen und Mechaniken gedacht. Die größte davon dürfte ohne Zweifel das Zusammenspiel zwischen der Raumstation und dem Schwarzen Loch sein, welches von der Station pro Stunde einmal umkreist wird. Zweimal in dieser Stunde trifft der sogenannte Akkretionssturm auf Irid Novo und sorgt dafür, dass neue Horden an Monstern durch die Gänge streifen. Auch sind etliche Geheimtüren und spezielle Begegnungen über die unzähligen Ebenen verteilt, die erst für uns nutzbar werden, wenn das Schwarze Loch und die Raumstation in der richtigen Konstellation zueinander stehen.

Was nun spannend und vielversprechend klingt, wird jedoch später schnell frustrierend und verkommt zur Arbeit. Nicht nur müssen wir an bestimmten Stellen den richtigen Zeitpunkt abwarten, doch stellt uns hier gerade das Art- und Level-Design ein Beinchen. Fast jedes Gebiet besteht aus unzähligen Gängen, Abkürzungen, Geheimnissen und das auch gerne mal über mehre Etagen, die allesamt fast gleich aussehen. Gerade abseits der Hauptbereiche ist das Auseinanderhalten der Orte kaum möglich und machen den irrgärtigen Aufbau der Station nur noch schlimmer.

Als ich vor einigen Monaten durch den Epilog Hellpoint: The Thespian Feast (kostenlos erhältlich auf Steam und Xbox One) einen ersten Ausblick auf die Vollversion bekam, haben mir vor allem die technischen Probleme Sorgen bereitet. Die Verschiebung kurz danach vom 16. April auf den 30. Juli waren deswegen gute Nachrichten. Man war sich scheinbar über die Umstände bewusst und wollte dem Titel noch die nötige Reife geben. Die Verschiebung hat etwas gebracht, aber leider nicht viel. Neben den Performance-Problemen auf der Konsole (das Spiel schwankt regelmäßig zwischen unter 30 bis 60 FPS), den bereits angesprochenen mangelhaften Animationen und einer nur halb vorhandenen künstlichen Intelligenz, leidet Hellpoint vor allem unter Glitches und Abstürzen. Wer mag es z.B. nicht, wenn mal drei Schläge in Folge vom Spiel nicht an den Gegner weitergegeben werden oder das Spiel sich einfach mal in einer wichtigen Quest verabschiedet? Gerade in einem Spiel, in dem jede Aktion wichtig ist, ist dies nicht zu entschuldigen. Trotzdem reden wir hier nun über den Stand des Titels knapp nach Veröffentlichung und vieles davon kann in der nächsten Zeit mit weiteren Updates beseitigt werden, denn unter den Bugs und den gleich aussehenden Gängen, steckt immer noch ein Action-RPG mit viel Potenzial.

Fazit:
Meine Stunden mit Hellpoint waren ein Wechselbad der Gefühle. Durch The Thespian Feast war ich zu Recht skeptisch auf das Endprodukt, aber in den ersten Spielstunden konnte Cradle Games durch die mehr als solide Gameplay-Basis und dem dunklen SciFi-Setting meine Aufmerksamkeit für sich gewinnen. Die nächsten Tage investierte ich mehr und mehr Zeit in das Action-RPG und die typische Motivationsspirale, die mich in jedem guten Souls-like vorantreibt, war auch hier im vollen Gange. Je weiter ich jedoch kam, desto mehr fiel die viel versprechende Fassade ein und die Probleme konnten nicht mehr ignoriert werden. Abseits der technischen Schwächen hat mich gerade die mangelhaften Umsetzungen der eigenen Mechaniken enttäuscht. Die ganzen Auswirkungen vom Schwarzen Loch auf die Raumstation klingen zwar interessant, doch ist es eigentlich nur da, um Inhalte wegzusperren. Wer will schon gerne mal 15 bis 30 Minuten darauf warten, dass sich ein Tor vor einem öffnet? Sehr wahrscheinlich niemand. Gleichzeitig muss man sich aber auch vor Augen führen, dass es sich hierbei um keinen Vollpreis-Titel handelt. Je nach Plattform und Store kostet es gerade mal 27,99€ (PC) bzw. 34,99€ (Konsolen), was für den gebotenen Umfang einen mehr als fairen Preispunkt darstellt. Für den ersten Durchgang solltet ihr ungefähr 25 bis 40 Stunden einplanen und selbst danach wartet ein New Game+ auf euch, denn wirklich alle Geheimnisse von Irid Novo werdet ihr beim ersten Mal mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu Gesicht bekommen. Hellpoint ist ein Spiel mit viel Licht und Schatten, aber eins kann ich sagen: Es kennt seine Zielgruppe sehr gut. Denn auch wenn nicht immer die Umsetzung von Ideen, oder die generelle Programmierung geklappt haben, es hat mich dennoch lange genug am Bildschirm gefesselt. Wer also ein Fan von Souls-likes ist, wird mit den Schwächen leben und die Stärken genießen können. Alle anderen greifen erstmal zum besseren Vorbild und lassen Hellpoint sich erstmal gesund patchen.

Hellpoint ist seit dem 30. Juli für PC, Playstation 4 und Xbox One erhältlich. Eine Port für die Nintendo Switch soll noch dieses Jahr erscheinen. Getestet wurde die Playstation 4 Pro Version.

(getestet von Para)

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