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Im Test: Lovecraft’s Untold Stories (Steam)

Die Literatur des bekannten Horror Autors H.P. Lovecraft verbindet man sicherlich nicht mit schneller Action, doch versucht das russische Studio Blini Games mit Lovecraft’s Untold Stories genau dieses zu erreichen. Rogue-like Twin-Stick Shooter trifft auf kosmischen Horror aus dem frühen 20. Jahrhundert. Natürlich konnten wir da nicht widerstehen und haben uns Schrotflinte und Necromonicon geschnappt, um einen tieferen Blick in die fast fertige Early Access-Version zu werfen. Ob wir dabei dem Wahnsinn verfallen sind oder doch die Reise nach Arkham empfehlen würden, erfahrt ihr bei uns im Test.

Etliche Monate sind vergangen, seit John Murphy seine Polizeimarke abgab, um sich als Privatdetektiv selbstständig zu machen. Als er jedoch eines Tages ein Telegramm von seinem ehemaligen Kollegen und Mentor Legrasse erhältlich, holt ihn seine Vergangenheit schnell wieder ein. Legrasse steckt in Schwierigkeiten und bittet Murphy, so schnell wie möglich und vor allem bewaffnet zu Chateau Hill in Massachusetts zu reisen, da er dort auf Anhänger des sogenannten Bayou Kults gestoßen ist und sich nun selber in einer brenzligen Situation befindet. Entschlossen seinem alten Freund beizustehen, macht sich Murphy auf die Reise, doch am Treffpunkt angekommen, findet der Ex-Polizist nur ein Blutbad vor und von Legrasse fehlt jede Spur. Ohne Rückendeckung muss sich Murphy nun selber ins alte Herrenhaus begehen, welches zwar ruhig, aber nicht verlassen wirkt.

In den ersten Minuten von Lovecraft’s Untold Stories werden wir schnell mit dem Gameplay-Loop und all den Mechaniken des Spiels konfrontiert. Wir steuern unseren Protagonisten in bekannter Twin-Stick Manier durch die zufallsgenerierten Level, säubern einen Raum nach dem anderen von Horden an Gegnern und öffnen am Ende mit speziellen Schlüsselobjekten die Tür zum Boss. Besiegen wir ihn, geht es auf ins nächste Level. Sterben wir jedoch dabei, verlieren wir Rogue-like-typisch unseren erspielten Fortschritt. Keine Checkpoints, keine Savegames, einzig durch das Erreichen von speziellen Meilensteinen schalten wir dauerhaft neue Inhalte frei.

Einer der offensichtlichsten Dinge, die wir im Verlauf freischalten können, sind die vier weiteren Protagonisten, die alle mit eigenen Geschichten, Fähigkeiten und Ausrüstungen ausgestattet sind und damit Raum für verschiedene Spielstile bieten. So ist unser Detektiv Murphy, dank seiner ausgeglichenen Gesundheits- und Ausdauerleiste, direkt zum Start der ausbalancierteste Kämpfer der Truppe, während z.B. die Hexe Elizabeth des Flèches zwar verheerende Magie beherrscht, aber durch ihre niedrigere Gesundheit deutlich schneller das Zeitliche segnet und deswegen komplett anders gespielt werden muss. Dazu gesellen sich noch Professor Dr. Clawstone, der als Fernkämpfer agiert und durch Schilde geschützt wird, die Diebin Michelle Ricci, die schnell im Schatten verschwinden kann und der Ghoul Eliot Loss, der zwar einiges einsteckt, dafür aber auch keine Gesundheit zurückgewinnen kann. Doch egal für welchen der fünf wir uns auch entscheiden, die Kämpfe in Untold Stories erfordern immer ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Geschick. Das liegt vor allem an unseren Feinden, die ein breites Spektrum an bekannten Schrecken aus H.P. Lovecraft’s Cthulhu Mythos abdecken, die uns in den Gefechten stets aggressiv und immer wieder mit unterschiedlichen Angriffsmustern eindecken. Nur wer die Vor- und Nachteile der fünf Charaktere richtig für sich nutzt, hat hier eine realistische Chance, ans Ende zu gelangen.

Damit wir diese Konfrontationen so gut wie möglich überstehen, helfen uns nicht nur das Ausweichen von Attacken und ein schneller Triggerfinger, sondern auch die unzähligen Gegenstände, die wir verteilt in den Levels finden. Das fängt bei den klassischen Medipacks an und hört bei okkulten Relikten auf, die uns vorübergehend unsichtbar oder sogar unsterblich machen können. Auf keinen Fall sollten wir dabei aber Schokolade ignorieren, da diese leckere Süßigkeit, wie im echten Leben, unseren Verstand wieder beruhigt und uns damit vor dem Wahnsinn rettet. Denn als ein Spiel mit dem Namen „Lovecraft“ im Titel, darf natürlich auch in Untold Stories keine Gameplay-Mechanik fehlen, die unseren Protagonisten nach und nach in den Wahnsinn treibt. So treffen wir auf unserer Reise immer wieder auf außerirdische Staturen, obskure Gemälde, verbotene Bücher und andere Dinge, die unser Weltbild ins Wanken bringen können. Zwar erhalten wir dadurch auch neues Wissen, was wir wiederum als Währung bei einem Händler eintauschen können, doch nagt dies alles auch an unserem gesunden Menschenverstand. Verlieren wir zu viel davon, heißt es Game Over für uns und wir müssen die Suche nach Legrasse wieder von vorne beginnen.

Überraschend immersiv ist die Präsentation von Untold Stories, die es, trotz einfachen Pixel-Art-Style und Top-down Kameraperspektive, schafft, eine recht beklemmende Atmosphäre zu erzeugen. Das liegt einmal an dem großartigen Sounddesign, welches direkt aus einem klassischen Horrorfilm entsprungen sein könnte, und vor allem daran, dass die Entwickler auch genug Platz für ruhige Momente gelassen haben. Denn nicht jeder Raum ist vollgepackt mit Monstern, sondern laden auch einige zum Erkunden von Geheimnissen ein, was dem Spiel nochmal eine leichte Note eines Adventures verleiht.

Da sich der Titel noch zum aktuellen Zeitpunkt in seiner Early Access-Phase befindet, ist die Frage natürlich erlaubt, was man denn in naher Zukunft noch alles an Content erwarten darf. Die Antwort darauf ist relativ kurz, denn wir haben es hier schon jetzt mit der Version 0.9 zu tun, die den kompletten Umfang der fertigen Vollversion enthält. Die finale Fassung wird daher nur noch kleine Änderungen im Balancing und die Ausbesserung von Bugs beinhalten, doch ist danach nicht Schluss und Entwickler Blini Games will auch nach dem Fertigstellen weiteren Content nachliefern.

Fazit:
Die Idee einer Zusammenführung zwischen H.P. Lovecraft’s Werken und einem Rogue-like Twin-Stick Shooter ging mir ehrlich gesagt am Anfang nicht so richtig in den Kopf. Zu widersprüchlich wirkte diese obskure Hochzeit, von Horror der alten Schule und flotter Action. Doch Blini Games ist mit Lovecraft’s Untold Stories, dank genug Fingerspitzengefühl und Respekt vor der Materie, dieser Spagat gelungen! Das Gameplay ist fordernd und bietet genug Tiefe für Fans des Genres, die Atmosphäre und Anspielungen werden gerade Kenner von H.P. Lovecraft’s Werken erfreuen und die Rogue-like Mechaniken sind motivierend genug, um Spieler zehn bis fünfzehn Stunden am Bildschirm zu fesseln. Dazu befindet sich der Titel gerade am Ende seiner Early Access-Phase und bietet eigentlich alles, was in der fertigen Vollversion auch enthalten sein wird. Somit ist Lovecraft’s Untold Stories jetzt schon für alle empfehlenswert, die ein Faible für die Vorlagen haben oder einfach mal wieder einen guten Twin-Stick Shooter spielen wollen.

Lovecraft’s Untold Stories ist seit dem 23. Juni 2018 auf Steam als Early Access erhältlich. Die Veröffentlichung der Vollversion ist für den 31. Januar 2019 geplant.

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