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Im Test: Langrisser I & II (PC / PS4 / Switch)

Wer kennt es noch? Langrisser erschien bereits 1991 auf dem Sega Mega Drive und läutete zusammen mit Nintendos Fire Emblem die Ära der japanischen Strategie-Rollenspiele ein. Während Fire Emblem nie aus den Augen verloren wurde, musste Langrisser nach vielen Jahren erst einmal von NIS America wiederbelebt werden. Dafür aber dann direkt mit einem vollwertigen Remake der ersten beiden Teile. Ob ein Spiel aus den frühen Neunzigern noch das Prädikat „zeitlos“ erhalten kann, erfahrt ihr in unserem Test.

Mit einer Entstehungsgeschichte, die fast dreißig Jahre zurückreicht, gehört Langrisser zu den Urgesteinen der taktischen Rollenspiele. Trotzdem erlangte die traditionsreiche Serie nie den Bekanntheitsgrad der Konkurrenz. Fire Emblem und Ogre Battle machten sich bereits damals auf den Nintendo-Konsolen einen Namen, während Langrisser auf dem Mega Drive etwas untergegangen ist und selbst die Nachfolger auf dem SNES aufgrund fehlender Übersetzungen für den Westen nur in der Szene Popularität gewannen.

Nichtsdestotrotz wurde die Serie nie aufgegeben und mit der Zeit wurden den Spielern die einzigartigen Qualitäten der Langrisser-Reihe auch bewusst. Nachdem letztes Jahr die Serie nach langer Pause mit einem Mobile Game wieder in die Erinnerung zurückgerufen wurde, erhalten wir nun ein vollwertiges Remake der ersten beiden Teile im praktischen Doppelpack, um diesen Teil Videospielgeschichte nachzuholen.

Die Story nahm bei Langrisser schon immer einen bedeutenden Teil des Spiels ein. Heutzutage wirkt sie oberflächlich etwas eingerostet und abgedroschen. In der Fantasywelt El Sallia kämpfen große politische Parteien um die Herrschaft. Dreh- und Angelpunkt dieses Krieges ist das legendäre Schwert Langrisser, das dem Besitzer unendliche Macht verspricht. Der junge Rotschopf Ledin macht sich auf die Suche nach der sagenumwobenen Waffe seiner Vorfahren, um seinen Vater zu rächen, der vom bösen Kaiser der Gegenseite niederträchtig umgebracht wurde. Die Handlung stützt sich auf so manches Klischee, wird aber auf charmante Weise in unterhaltsam geschriebenen Dialogen inklusive professioneller englischer Vertonung zwischen den Gameplayszenen vorangebracht. Interessant ist hierbei, dass es mehrere Routen und Enden gibt, die aus unseren Entscheidungen resultieren.

Das Gameplay basiert auf dem üblichen Fundament taktischer Rollenspiele, SRPGs. Wir befinden uns auf einem schachartigen Schlachtfeld und kommandieren in Runden unsere Einheiten gegen die des Gegners. Die größte Eigenheit ist das Management der Kommandanten. Wir haben unsere besonders starken Helden, die den größten Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen. Sie werden allerdings umringt von ihren ausgewählten Truppen. So weisen wir beispielsweise dem Hauptcharakter Ledin acht Schwertkämpfer zu, die sich um ihn versammeln, selbstständig befehligt werden können, aber in der Nähe ihres Kommandanten unterschiedliche Boni im Kampf erhalten. Dadurch dass wir diese kleinen Grüppchen haben, sind die Schlachten deutlich größer als bei der Konkurrenz, die für gewöhnlich auf einige wenige spezialisierte Einheiten setzt.

Ansonsten ist alles wie gewohnt. Grundlegend haben wir hier ein Stein-Schere-Papier-Kampfsystem. Berittene Einheiten werden beispielsweise ein leichtes Spiel gegen die Schwert-schwingende Infantrie haben, scheitern aber an weitreichenden Speeren. Im Vergleich mit dem Original wurden hier einige Mechaniken simplifiziert, es gibt aber immer noch genug Komplexität, um aus dem Kampfsystem zu schöpfen. Nach einiger Zeit hätte ich mir dennoch mehr Möglichkeiten gewünscht. Es stellt sich zu schnell eine Routine ein, die hätte häufiger aufgelockert werden müssen. Abseits des Kampfes können wir unsere Helden in eine gewünschte Richtung entwickeln und mit passendem Equipment ausstatten. Das ist heutzutage trotz der mangelnden Konkurrenz etwas unaufregend. Wer in den letzten Jahren und Jahrzehnten Fire Emblem und Final Fantasy Tactics gespielt hat, ist interessanteres Charaktermanagement gewohnt und bekommt hier rudimentäre Systeme, die natürlich dem Alter des Originals geschuldet sind.

Immerhin sieht man Langrisser das Alter kaum an. Die gesamte Grafik wurde generalüberholt. Ein sauberer Comiclook ziert dieses Spiel nun. Wer will kann trotzdem fröhlich zwischen den alten pixeligen Assets und der neuen Technik hin und her schalten. Auch die Sounds wurden überarbeitet. Mit den geglätteten Altersfalten macht das Spiel auch nach dreißig Jahren noch eine gute Figur, auch wenn das Leveldesign oftmals generisch wirkt und mutiger aus dem Baukasten herausgebrochen werden sollte.

Beide Spiele haben eine Spielzeit von über 30 Stunden und mit unterschiedlichen Enden und einem New Game Plus-Modus lässt sich noch viel mehr Zeit in das Spiel stecken bis vielleicht auch die Nachfolger noch neu veröffentlicht werden.

Fazit:
Es ist nicht leicht hier einen geeigneten Maßstab anzulegen. In den letzten dreißig Jahren hat sich viel getan. Langrisser I+II haben auch heute noch einzigartige Qualitäten im Kampfsystem, wirken aber an vielen Stellen überholt. Da hilft auch die von Grund auf erneuerte Grafik wenig. Trotzdem ist Langrisser ein mehr als gelungenes taktisches Rollenspiel, das nicht ganz an das quicklebendige Fire Emblem herankommt, aber Freunden des Genres schöne Abwechslung und eine große Portion Nostalgie bietet. Der Preis ist mit 45€ meines Erachtens etwas hoch angesetzt, aber bei der ersten Vergünstigung kann ich nur empfehlen, diesen lange verlorenen Teil Videospielgeschichte nachzuholen.

(getestet von eape)

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