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Im Test: Cloudpunk (PC)

Schwebende Autos, verregnete Häuserschluchten, riesige Werbeanzeigen, wer immer noch wegen der Verschiebung von Cyberpunk 2077 traurig ist, kann sich vielleicht mit Cloudpunk trösten. Das Debüt des Berliner Indie-Studios Ion Lands präsentiert uns eine dystopische Großstadt durch die Augen einer Paketzustellerin, die ihre erste Schicht antritt. Wir haben uns natürlich direkt ins HOVA gesetzt und verraten euch im Test, ob sich die Nacht in den Straßen von Nivalis lohnt.

Das Leben ist nicht einfach für die Musikerin Rania. Durch finanzielle Schulden ist sie dazu gezwungen, alles hinter sich zu lassen. Ihre Familie, ihren Hund, ihre Musik und vor allem ihre Heimat. Aus der östlichen Halbinsel verschlägt es die junge Frau nach Nivalis, der größten Stadt der Welt. Ein Monstrum aus Beton und Neonreklamen, welches mit jedem Tag mehr in sich zusammenfällt. Aus Mangel an Alternativen nimmt Rania einen Job bei dem nicht so ganz legalen Lieferdienst Cloudpunk an. Ausgestattet mit einem mehr oder weniger funktionstüchtigen Fahrzeug, steht nun die erste Schicht und damit eine lange und ereignisreiche Nacht an, die nicht nur Rania, sondern auch die Stadt verändern wird.

In Cloudpunk sind wir hauptsächlich in unserem HOVA unterwegs, einem schwebenden Auto, mit dem wir wichtige Pakete oder Personen transportieren und sie sicher am gewünschten Zielort abliefern. Dies läuft dabei relativ simpel ab und weder unser Können noch die Dauer der Fahrt wird vom Kunden bewertet. Cloudpunk ist in erster Linie sehr auf die Geschichte hinter jedem Auftrag fokussiert und belastet uns deswegen nicht mit Simulations-ähnlichen Gameplay-Mechaniken. Abseits vom Treibstoffverbrauch und dem Zustand unseres Fahrzeugs, können wir uns somit komplett auf die Dialoge zwischen Rania und ihren Fahrgästen konzentrieren, egal ob es sich dabei um einen Menschen, Androiden oder einen sprechenden Karton handelt. Neben den Schicksalen unserer Begleiter, ist vor allem Nivalis als Schauplatz eines der Highlights des Spiels.

Die Mega-Metropole erstreckt sich dabei über etliche Ebenen und Bezirke, die alle mit ihren eigenen Themen und Atmosphäre daher kommen. Von den Feuchtfarmen in The Ventz, über die ärmlichen Slums in The Marrow, bis hin zu den Glaspalästen in Avalon Highs, deckt die Stadt dabei jede Bevölkerungsschicht ab, was natürlich für ein breites Spektrum an verschiedensten Charakteren sorgt, die in den Straßen nur darauf warten von uns entdeckt zu werden. Jeder Bezirk verfügt dabei über eigene Bezirksinseln, auf denen wir unseren HOVA parken können, um diese dann zu Fuß zu erkunden. Dort sammeln wir Sammel- und Wertgegenstände ein, die wir entweder eintauschen oder direkt verkaufen können, reparieren mit Kühlmitteln alte Aufzüge, um neue Wege zu erschließen, kaufen bei Straßenhändlern ein und treffen natürlich auf einige NPCs, die manchmal nur einen Dialog, aber auch öfters Nebenhandlungen für uns bereithalten. Einen direkten Einfluss auf die Gespräche haben wir nicht, doch lässt uns das Spiel hier und da Entscheidungen treffen, die Auswirkungen auf die jeweiligen Charaktere haben.

Mit dem Erledigen von Aufträgen erhalten wir regelmäßig Zahlungen auf unser Konto, welche wir in die verschiedensten Dinge investieren können. So lässt sich unser HOVA mit Upgrades bestücken, die ihn robuster und schneller werden lassen, was gerade bei dem chaotischen Verkehr uns das Leben erleichtert. Wem der Look unserer Protagonistin etwas zu langweilig ist, kann sie mit neuen Klamotten einkleiden und auch ihr Apartment lässt sich nach und nach mit neuen Möbeln und Dekorationen gemütlicher gestalten. Ebenso bieten die Straßenhändler teilweise besondere Gegenstände an, die für bestimmte Charaktere einen gewissen Wert haben. Wer könnte in so einer Stadt z.B. nicht einen leckeren Schokoriegel gebrauchen? Das heißt aber nicht, dass wir unsere hart verdiente Kohle nun mit beiden Händen aus dem Autofenster werfen sollten, denn der Tank muss schließlich auch regelmäßig aufgefüllt werden und die eine oder andere Beule im Lack lässt sich ebenso nicht vermeiden, da es in Nivalis weder Verkehrsregeln, noch ein Ampelsystem existiert. Da kommt es uns gerade recht, dass wir mit unserem HOVA nicht nur horizontal, sondern auch vertikal bewegen können. Somit fliegen wir einfach über oder unter den normalen Verkehr hindurch und genießen die freie Bahn. Wem das immer noch zu viel Verkehr ist, kann auch abseits der normalen Straßen fahren und sich selber seine Abkürzungen zwischen Häusern und Stahlträgern suchen.

Was einem sofort beim Starten von Cloudpunk wortwörtlich ins Auge springt, ist der eindrucksvolle und reiche Voxel-Look des Spiels. Alles in der Welt besteht aus kleinen quadratischen Würfeln, wie man es z.B. aus Minecraft kennt. Statt aber bunten Naturlandschaften präsentiert Cloudpunk eine deutlich düstere Welt und ist eher realistischer in der Darstellung seiner Umgebung. Besonderes Augenmerk liegt hier an der Beleuchtung der Strukturen, Reklamen und Autos, die vor allem in Kombination mit dem regelmäßigen Regen, eine sehr atmosphärische Stimmung erzeugt, die man sonst nur aus Ridley Scott’s Film-Klassiker Blade Runner kennt. Apropos Blade Runner: der Vergleich endet nicht nur hier, sondern kann auch beim Soundtrack angewendet werden. Komponist Harry Critchley ist es dabei gelungen, den Kontrast zwischen warmen Neonfarben und kaltem Beton perfekt mit Stücken zu untermalen, die nicht selten an den legendären Film-Score von Vangelis erinnern. Ein absolut gelungenes audiovisuelles Gesamtpaket zwischen Technik, Art- und Sounddesign.

Fazit:
Cloudpunk war seit seiner Ankündigung ganz oben auf meiner Liste und das fertige Spiel hat nicht enttäuscht. Im Gegenteil! Gerade die aufwendig vertonte Story war spannender als erwartet und Rania, Camus, Control & Co. sind mir in den ca. zehn Stunden Spielzeit wirklich ans Herz gewachsen. Dann wäre da noch Nivalis als Schauplatz. Noch nie war ich in so einer tollen Cyberpunk-Stadt unterwegs! Endlose Straßenschluchten, dichter Verkehr, saurer Regen, Neonreklamen, die Kolonien auf fernen Planeten bewerben. Was für eine schaurig schöne Welt, die einen in den ersten Minuten schon einsaugt. Eine optionale First-Person-Kamera wäre hier gerade beim Erkunden die Kirsche auf dem Sahnehäubchen gewesen. Die hätte auch sicherlich gut bei den Passage zu Fuß geholfen, denn hier setzt das Spiel auf eine statische Kamera, die in Kombination mit der Steuerung für einige fummelige Momente sorgen kann. Abseits davon ist Cloudpunk aber eine Volllandung und gerade als Debüt eines so kleinen Teams umso beeindruckender. Fans der Materie kommen nicht um den Titel herum und man darf gespannt auf die Zukunft von Ion Lands blicken.

Cloudpunk ist seit dem 23. April auf Steam erhältlich. Konsolen-Portierungen für PlayStation 4, Nintendo Switch und Xbox One sind noch für dieses Jahr geplant.

(getestet von Para)

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