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Im Test: The Occupation (PC, PS4, One)

Mit dem Politik-Thriller The Occupation veröffentlicht das britische Entwickler-Studio White Paper Games seinen ihren zweiten Titel. Nach dem eher Walkim Sim-lastigen Ether One aus dem Jahre 2014, versucht sich das Team dabei nun an etwas deutlich größerem. Immersive Sim trifft auf Stealth, verpackt mit einer spannenden Echtzeit-Mechanik, die dem Spieler dabei ständig im Nacken hängt. Ob The Occupation dabei eure Zeit wert ist oder doch lieber schnell wieder vergessen werden soll, erfahrt ihr bei uns im Test.

England, 10. April 1987. Ein Bombenanschlag auf die Bowman Carson Group kostet 23 Menschen das Leben und erschüttert dabei die Bevölkerung des Landes. Als dann noch der Immigrant Alex Dubois als Täter identifiziert wird, erreicht die Angst vor Einwanderern ihren Höhepunkt. Debatten von Rechtspopulisten und das Ausschlachten der Medien heizen die Stimmung nur noch mehr an und ein neues Gesetz soll verabschiedet werden, welches weitere Immigranten verhindert und auch bereits seit Generation eingelebte Bürger aus dem Land wieder abschieben soll. Ein halbes Jahr vergeht und das Gesetz steht kurz vor der Abstimmung. Journalist und Nahost-Experte Harvey Miller ist mitten in den Arbeiten zu seinem neuesten Buch, welches den Anschlag und Dubois behandeln soll, der sich selber als Opfer einer politischen Verschwörung sieht. Es ist schon Abends, als Miller plötzlich einen Postumschlag unter die Wohnungstür geschoben bekommt, doch ist der Inhalt mit einer brisanten Nachricht versehen. Nicht nur ist laut dem Absender alles wahr, was Alex Dubois behauptet, sondern lassen sich alle Beweise dafür auch noch auf den Servern und in den Aktenschränken der Bowman Carson Group finden. Wie es der Zufall so will, stehen für Harvey Miller am nächsten Tag einige Interview-Termine in genau diesen Einrichtungen an, was ein guter Journalist natürlich nicht einfach so ignorieren kann.

In The Occupation verschlägt es uns in die Rolle des erfahrenden Journalisten Harvey Miller, der innerhalb von vier Stunden eine politische Verschwörung aufdecken kann. Kann? Ja, denn theoretisch können wir uns auch einfach unsere Termine wahrnehmen und unsere Fragen stellen, ohne irgendwas aufzudecken. Wer jedoch an der Wahrheit interessiert ist oder einfach ein Problem mit Langeweile hat, wird schnell versuchen seine Besuchszeit mit dem Finden von wichtige Beweisen herumzubekommen. Das heißt alles, was wichtige Informationen beinhaltet, muss von uns, innerhalb der nächsten vier Stunden eingesackt werden. Dokumente, Tonbandaufnahmen und Disketten enthalten dabei immer wieder kleine Puzzleteile, die uns Stück für Stück näher an die Wahrheit bringen. Natürlich sind alle diese Sachen uns nicht frei zugänglich und gut hinter verschlossenen Türen, Schlössern und Alarmanlagen gesichert, in deren Nähe man einen Journalisten eher ungerne herumschnüffeln sieht. Da wir weder über die Ausbildung, noch die Ausrüstung, eines Solid Snakes oder Sam Fishers verfügen, sind unsere die Mittel zum Erreichen unseres Ziels eher spärlich. Wir schleichen uns durch Gänge, gehen Wachen aus dem Weg, klettern durch offene Fenster, kriechen durch Lüftungsschächte, verstecken uns unter Tischen oder werkeln an Stromkästen herum. Werden wir dabei zu oft erwischt, folgt ein Besuch beim Sicherheitschef, der uns nach wiederholten Male ein generelles Hausverbot für die komplette Anlage ausspricht.  Die jedoch größte Gefahr für uns stellen aber dabei nicht das Wachpersonal oder die unzähligen Sicherheitssysteme, sondern die Zeit dar, die mit jeder Sekunde weniger wird. Diese läuft nämlich in The Occupation komplett in Echtzeit ab und sorgt dafür, dass jede Minute zu einer wichtigen Ressource für uns wird. NPCs haben dabei ihre ganz eigenen Routinen, die wir ausnutzen müssen. Sie arbeiten in ihren Büros, machen Pausen, reden mit ihren Kollegen oder nehmen ein einfaches Telefonat an. All diese Situationen eröffnen uns Chancen, die schnell von uns genutzt werden müssen. Damit wir dabei die Zeit nicht, im wahrsten Sinne des Wortes, aus den Augen verlieren, können wir diese jederzeit über unsere Armbanduhr kontrollieren und sogar zusätzliche Timer setzen. Zusätzlich dazu verfügen wir noch über einen Pager, mit den uns unsere Assistentin Mina kontaktiert, fall sie Neuigkeiten für uns hat und die wir dann an der nächsten Telefonzelle zurückrufen müssen. Was natürlich auch nicht fehlen darf, ist eine gut gepflegte Akte und ein dazugehöriger Aktenkoffer. Die Akte hilft uns dabei, nicht die Übersicht über unsere Ziele und Hinweise zu verlieren, weswegen gefundene Passwörter hier immer griffbereit liegen, während im Koffer alles gesammelt wird, was wir so an Papieren aufsammeln. Das heißt aber nicht, dass diese Beweise damit auch komplett sicher sind.

Das Beschaffen und vor allem Sichern von Informationen ist dabei eine Kunst an sich und verpasst dem sonst eher passiven Gameplay des Spiels einen überrascht komplexen Twist. Nehmen wir zum Beispiel mal Dokumente auf Computern und Servern, die wir eher selten direkt ausdrucken können und deswegen erstmal auf Disketten kopieren müssen. Das Problem dieser Datenträger sind die verschiedenen Sicherheitstüren, denen wir in regelmäßigen Abständen begegnen und nicht nur passende Schlüsselkarten zum Öffnen benötigen, sondern auch über Magnete verfügen, welche die Daten der mitgenommen Disketten korrumpieren, um somit Datendiebstähle zu verhindern. Wer gut seine Umgebung kontrolliert, wird in manchen Fällen einen alternativen Weg finden können, um diese Türen zu umgehen, doch verfügen die Gebäude des Komplexes auch über ein Rohrpost-System, in dem wir Disketten sicher von einem Büro zum nächsten Schicken können, ohne eine Löschung zu riskieren. Somit senden wir die Rohrpost am besten in ein Büro, welches erstens verlassen ist und zweitens über einen frei zugänglichen Computer, einen Drucker und auch noch über ein Faxgerät verfügt, damit wir die Kopien im Anschluss zu unserer Assistentin Mina schicken können.

Doch bietet der Titel abseits von interessanten Mechaniken auch einige Schattenseiten. Probleme bei der Performance wären eine Sache, aber auch unzählige Bugs haben sich von Anfang bis Ende bemerkbar gemacht. Einmal wollte uns das Menü nicht mehr ins Spiel lassen, NPCs erstarren plötzlich zu Salzsäulen und dann waren da noch interessante Situationen, wie zum Beispiel Wachen, die auf der Suche nach uns einfach durch Wände geglitcht sind und somit direkt vor uns standen. Alles recht verschmerzbar, wenn da nicht das spärliche Checkpoint-System von The Occupation wäre, denn weder können wir manuell abspeichern, noch bietet der Titel regelmäßige Checkpoints an. Es wird nur dann gespeichert, wenn wir ein neues Gebäude betreten, was quasi immer am Anfang eines Kapitels passiert. Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass ein normales Speichersystem das ganze Konzept des ständigen Zeitdrucks zu sehr ins absurdum führen würde. Schließlich könnte man somit jeden Fehler via Tastendruck rückgängig machen, bis man den Durchgang komplett optimiert hat. Das stimmt, aber es schränkt auch die eigene Experimentierfreudigkeit stark ein. Gerade wenn man schon etwas weiter ist, wagt man eher keine weiteren Einbrüche in abgesperrte Büros mehr, sondern geht auf Nummer sicher und nimmt lieber brav den Termin wahr, um die bisherige Spielzeit nicht komplett das Klo herunterzuspülen. Wo wir schon bei fragwürdigen Designentscheidungen sind: eine Kapitelauswahl fehlt leider komplett, weswegen man das Spiel immer wieder komplett von vorne spielen muss, inklusive 30-minütigem Tutorial, wenn man nachträglich noch einige Durchgänge probieren will. Ebenso haben sich die Entwickler für schwarze Balken am oberen und unteren Bildschirmrand entschieden, was dem Titel wohl einen cineastischen Flair geben soll. Während dies bei einem The Order: 1886 noch eine nachvollziehbare Entscheidung war und hervorragend zur extra dafür entwickelten Filmlinse gepasst hat, wirkt es in The Occupation völlig fehl am Platz. Wir haben es hier mit einer Immersive.Sim zu tun, die uns als Spieler komplett in die Welt eintauchen lassen will, was mit den Balken eher das Gegenteil bewirkt. Dabei sieht das Spiel sogar teilweise sehr gut aus, jedenfalls wenn es um die Architektur der verschiedenen Gebäudekomplexe geht. Alles wirkt stimmig und glaubhaft umgesetzt und erinnert nicht selten an die Qualitäten von Arkane Games, die, was Level-Design in dem Genre angeht, wohl aktuell die absolute Speerspitze darstellen.

Fazit:
Mit The Occupation liefert White Paper Games einen Rohdiamanten ab, der vielleicht ein wenig überambitioniert für das kleine Team wirkt, doch insgesamt ein beeindruckendes Erlebnis abliefert, wenn auch mit deutlichen Ecken und Kanten. Sei es die erwachsende Story, die nicht nur spannend verpackt ist, sondern leider auch aktueller denn je erscheint, oder das ständige Arbeiten gegen die Zeit und die damit resultierenden Konsequenzen. Auf der anderen Seite wirken sich Bugs, Performance Probleme und einige Designentscheidungen noch etwas auf das Spielerlebnis aus. Wer jedoch damit leben kann, Schleichereien der alten Schule und Immersive-Sims liebt, ist mit The Occupation bestens bedient. Alle anderen sollten aber mindestens die ersten Patches abwarten, um sich sonst unnötigen Frust zu ersparen.

The Occupation ist seit dem 5. März für PC, Playttation 4 und Xbox One erhältlich. Getestet wurde die PC-Version.

(getestet von Dr. Para)

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