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Early Access-Test: World War 3 (Steam)

World War 3 jetzt im Early Access! Was sich im ersten Moment wie eindeutige Satire auf das aktuelle, politische Weltgeschehen liest, ist der erste Schritt des polnischen Entwicklers The Farm 51 in den großen Multiplayer-Markt. Statt aber den kurzlebigen Trends hinterherzulaufen, um einen weiteren Battle Royale-Ableger auf den Markt zu werfen, will das Studio genau die Nische bedienen, die zwischen dem einsteigerfreundlichen Battlefield und dem taktisch anspruchsvollen Squad existiert. Krachige Kriegs-Action, aber mit Tiefgang. Ob sie dabei siegreich aus dieser Schlacht gehen oder doch eher die weiße Fahne schwingen sollten, erfahrt ihr im Test.

Bevor wir uns die Kugeln um die Ohren hauen dürfen, müssen wir uns zu Beginn erstmal dafür entscheiden, ob wir für den Westen oder den Osten in den Krieg ziehen wollen, denn Siege und Niederlagen in World War 3 haben nicht nur Auswirkungen auf unsere persönliche Statistik, sondern auch auf die eigene Ökonomie des Spiels. Je besser eine der beiden Fraktionen abschneidet, desto mehr Vorteile erhalten wir in den jeweiligen Maps, bis hin zu Belohnungen wie Zugriff auf exklusive Ausrüstungen. Auf der War-Map können wir dabei jederzeit die Fortschritte der aktuellen Kampagne beobachten und natürlich selber in den Krieg ziehen. Zum aktuellen Stand verfügt der Titel über einen einzigen Spielmodus namens Warzone, der starke Ähnlichkeiten zum typischen Conquest-Modus aus der Battlefield-Reihe aufweist. Bis zu 64 Spieler treten dabei in zwei Teams gegeneinander an und kämpfen um die Kontrolle von vorgegebenen Punkten. Wer die meisten dieser Punkte halten kann, gewinnt die Runde. Ein zweiter Modus namens Recon, der dabei das Augenmerk auf kleinere Squads statt Teams setzt, soll bis zur Vollversion nachgereicht werden. In Warzone beweisen die Entwickler aber jetzt schon, dass ihnen das Objective-bezogene Teamplay besonders am Herzen liegt. Das fängt schon direkt am Anfang einer jeden Runde an, wenn wir uns für die Rolle des Angreifers oder des Verteidigers entscheiden müssen. Je nachdem was wir wählen, erhalten wir einen großzügigen Bonus für das Einnehmen oder das Verteidigen von Punkten und auch das Befolgen von Befehle des eigenen Squadleaders belohnen die Entwickler nochmal besonders. Neben Erfahrungspunkten und Credits, die wir für neue Ausrüstung ausgeben können, erhalten wir in den Gefechten sogenannte Battlepoints, mit denen wir Luft- und Bodenunterstützung rufen können. Ähnlich den Killstreaks aus der Call of Duty-Reihe, rufen wir diese Strikes sofort an der benötigten Stelle. Angefangen bei typischen Aufklärungsdrohnen, bieten gerade die teuren Strikes einen immensen Vorteil und können schnell das Blatt zu unseren Gunsten wenden.

Diese taktische Ausrichtung spiegelt sich aber vor allem auch im eigentlichen Kern-Gameplay wider. Die Feuergefechte sind deutlich realistischer und gnadenloser als bei der großen Konkurrenz. Kugeln und Explosionen sind tödlicher, durch Friendly Fire riskieren wir das Leben unserer Kameraden, Munition ist deutlich knapper und durch den fehlenden Radar, sind Map-Kenntnisse elementar wichtig. Hier erinnert WW3 mehr an die anspruchsvollen Multiplayer FPS wie Squad oder Arma, die einen Simulationsanspruch verfolgen.

Ebenso ist der Einsatz von Fahrzeugen bodenständiger und beschränkt sich nur auf Landfahrzeuge. Helikopter oder sogar Kampfjets fehlen komplett, weswegen wir längere Strecken nur mit Quads schnell hinter uns lassen können. Schwer gepanzerte Fahrzeuge, wie Schützen- und Kampfpanzer, sind hingegen echte Kolosse und stellen für jeden Fußsoldaten eine Bedrohung dar, der man sich nicht frontal nähern sollte.

Das große Herzstück von World War 3 sind dabei ohne Zweifel die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten, die es uns ermöglichen, unseren Soldaten in fast allen Belangen anzupassen. Angefangen bei kosmetischen Elementen, wie Uniformen und Emblemen, bis hin zu Modifizierungen an unserer Ausrüstung und Waffen, die sich im Gameplay auswirken, deckt der Titel so gut wie jeden Wunsch ab.

Einzig Escape from Tarkov und Ground Branch, zwei ebenso noch in der Early Access-Phase befindende Multiplayer First-Person-Shooter, können hier WW3 das Wasser reichen und fallen in manchen Aspekten noch komplexer, dafür aber auch umständlicher aus.

Statt auf ein typisches Klassensystem zu setzen, verfügen wir über sechs Loadout Slots, die wir komplett nach unserem Gusto gestalten können. Wollen wir gleichzeitig ein Scharfschützengewehr und ein leichtes Maschinengewehr mit ins Feld nehmen? Kein Problem, doch kommt dies natürlich nicht ohne Haken. Alles an Ausrüstung wiegt seine Kilos und dies wirkt sich auf unser Gesamtgewicht aus. Je schwerer wir sind, desto stärker leiden unsere Ausdauer und die Geschwindigkeit unserer Bewegungen. Hier eine gute Mischung aus Bewaffnung, Körperpanzerung und Schnelligkeit zu finden, sollte immer bedacht werden.

Klingt bis jetzt doch alles recht ordentlich für einen Early Access Titel, oder? Leider nein, denn der frühe Entwicklungsstand scheint leider hier und da doch recht kräftig durch und wirkt sich dabei stark auf das Spielgeschehen aus. So laufen die Server seitdem offiziellen Release nicht optimal, wenn nicht sogar stark eingeschränkt. Dies führte u.a. dazu, dass keine erspielten Fortschritte gespeichert werden konnten. Zwar schalteten die Entwickler im Gegenzug dazu alle Gegenstände kostenlos zum Benutzen frei, doch war damit auch das komplette Progress-System betroffen und nicht testbar. Zusätzlich zu diesen technischen Problemen, wirkt der Umfang, abgesehen von den Grundmechaniken, recht mager. Zugegeben, trotz dem dritten Weltkrieg als Hintergrund für den Titel, scheinen die Entwickler den Fokus erst einmal auf einen Konflikt zwischen der EU und Russland zu legen. Das merkt man den lizenzierten Waffen, die meistens von deutschen, polnischen und russischen Firmen gestellt sind, aber vor allem an den drei Maps der Early Access-Version, die gerade nicht für Variantenreichtum stehen. In Berlin kämpfen wir uns durch enge Straßenschluchten, in Warschau nehmen wir ein Einkaufszentrum auseinander und in Moskau dürfen wir uns zerbombte Altbauten und den roten Platz anschauen. Das Design der Karten ist dabei alles andere als schlecht, doch teilen sich alle drei bis jetzt ein urbanes Grau-in-Grau Setting, welches nach kurzer Zeit für eine Übersättigung sorgt. Einzig die angekündigte vierte Map in Smolensk, die bis jetzt noch nicht im Spiel ist, scheint das nötige Grün in die graue Rotation zu bringen.

Der Vergleich zu den Modern Warfare-Ablegern der Call of Duty-Reihe kam vor allem durch die äußerlichen Ähnlichkeiten im Design und der Präsentation. Sieht man jedoch hinter die geschönte Trailer-Fassade, fallen die Unterschiede zwischen dem kleinen Studio aus Polen und dem Triple-A Riesen recht schnell auf. Bei der Performance, Animationen, Sound, Physik und vor allem bei dem Effektgewitter kann World War 3 einfach nicht mithalten, doch schneidet es besser als erwartet ab. Das Mapdesign muss sich nicht vor dem Vorbild verstecken, der Sound ist auch so wuchtig genug und die Unreal Engine verpackt das Ganze in ein recht ansehnliches Gesamtpaket. Zugegeben, der Titel bietet nicht ansatzweise die Zerstörungsorgien und gerade die Animationen sind bei genauer Betrachtung halbherzig umgesetzt oder fehlen teilweise noch komplett, doch ist das Fundament für einen technisch einwandfreien Shooter mehr als gegeben und The Farm 51 wird hier sicherlich bis zum fertigen Release noch einiges nachlegen.

Fazit:
Mit World War 3 liefert Entwickler The Farm 51 einen viel versprechenden Vertreter im Military-FPS-Genre ab, der jetzt schon durch seine grundsätzlichen Mechaniken einen ausgesprochen guten Eindruck hinterlässt. Das volle Potenzial bleibt aber durch massive Startschwierigkeiten noch vorerst im Dunkeln und die fehlende Roadmap bis zur Veröffentlichung der Vollversion sorgt für einen bitteren Beigeschmack. So kann man aktuell nur spekulieren, wann der Titel mit neuen Inhalten und Verbesserungen versorgt wird. Sollte das Studio hier aber nicht verschlafen und vor allem mit der Community zusammenarbeiten, hat World War 3 recht gute Chance einen Volltreffer zu landen.

(getestet von Dr. Para)

World War 3 ist seit dem 19. Oktober auf Steam als Early Access-Version erhältlich. Ein genauer Termin für die fertige Vollversion ist noch nicht bekannt.

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