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Im Test: Warhammer 40,000: Darktide (PC)

Das schwedische Entwicklerstudio Fatshark ist kein Unbekannter in der weiten Welt der Warhammer-Videospieladaptionen. Schließlich erarbeitete sich das Studio in den letzten sieben Jahren einen recht guten Ruf unter den Fans mit Warhammer: End Times – Vermintide & Vermintide 2. Da ist Warhammer 40,000: Darktide nun der logische nächste Schritt der Entwickler, die mit ihrem neusten Titel die Gameplay-Formel der Vermintide-Ableger in die Finsternis der fernen Zukunft transportieren. Ob ihnen dabei das erhoffte Meisterwerk gelungen ist oder man doch eher schnell einen Exterminatus in Erwägung ziehen sollte, erfahrt ihr natürlich bei uns im Test.

Eigentlich befanden wir uns auf dem Weg zu unserer eigenen Exekution, doch als Anhänger des Chaos den Gefangenentransporter überfielen und wir uns mit den letzten Überlebenden erfolgreich durch die wild gewordenen Angreifer kämpften, winkt als Belohnung die erneute Chance dem Imperator dienen zu dürfen, wenn auch diese eh unseren sicheren Tod bedeuten könnte. Denn wie es das Schicksal so will, braucht die Inquisition gerade händeringend Kanonenfutter, da sie zurzeit die Makropole Tertium auf dem Planeten Atoma Prime am Laufen halten müssen. Das Problem? Derselbe Kult, der uns unabsichtlich aus unserer Gefangenschaft befreit hat, sorgt aktuell für großes Unheil in Tertium und hat mittlerweile ganze Bezirke unter seine Kontrolle gebracht. Nicht nur stehen damit Millionen Menschenleben auf dem Spiel, sondern vor allem die Produktionsstätten des Imperiums, die sich kilometerweit innerhalb der Makropole erstrecken und eine wichtige Lebensader der intergalaktische Kriegsmaschinerie repräsentiert. Tertium darf nicht fallen, egal wie viele Leben dafür noch benötigt werden, inklusive unserem. Für den Imperator.

Warhammer 40,000: Darktide ist ein First-Person Shooter mit Fokus auf koordiniertem Teamplay in Squads bestehend aus maximal vier Spielern. Wer schon einmal Valve’s Left 4 Dead oder andere inspirierte Titel (wie eben z.B. Fatshark’s Vermintide) gespielt hat, wird hier sehr schnell das Grundgameplay verinnerlicht haben. Wir bewegen uns mit unserem Squad von Anfang bis Ende des Levels, erledigen dabei verschiedene Missionsziele, schlagen die regelmäßigen Angriffe von Ketzern und sonstige Monstrositäten nieder und müssen nebenbei mit unserer Gesundheit und vor allem dem Munitionsvorrat haushalten. Eine der goldenen Regeln ist es nie seine Kameraden aus dem Auge zu verlieren oder gar alleine auf Erkundungstour zu begehen. Denn wie auch in anderen Genrevertretern beobachtet ein sogenannter AI Director ständig das Geschehen und reagiert auf unser Verhalten als Team. Das heißt, er kontrolliert so gut wie alles. Wie viele Ressourcen wir finden und vor allem wie viele Gegner wann und wo auf uns warten. Fühlen wir uns zu sicher, kann plötzlich die Hölle ausbrechen und eine regelrechte Welle an Mutanten auf uns niederprasseln. Manchmal sind wir darauf vorbereitet, aber nicht selten wird diese in eh schon brenzligen Situationen ausgelöst, gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden schenkt uns der AI Director nichts und jeder Meter muss hart erkämpft werden. Die Gegner an sich decken dabei einiges an verschiedenen Varianten ab. Da hätten wir u.a. die standardmäßigen Zombies, die stumpf auf uns zustürmen und dabei dankend unser Feuer und Schläge kassieren, während Elite Gegner nicht nur mehr aushalten, sondern auch teilweise sich neu positionieren und Deckung von unserer Rache suchen, wie z.B. Sniper oder Trapper. Ganz gefährlich wird es dann, wenn dann noch ganze Mini-Bosse auf den Plan gerufen werden, die unvorbereitete Spieler sehr schnell den komplett Run versauen können. Eines der Highlights ist hier sicherlich Daemonhost, bei dem Left 4 Dead Spielern einige schlechte Erinnerungen hochkommen. Ähnlich wie bei der Hexe aus Valve’s Survival Horror Shooter, hören wir das Jammern des Daemonhosts schon einige Meter im voraus, welches als klare Warnung für alle anwesenden dienen sollte. Macht einen großen Bogen um den Host, sonst werden ihr auf jeden Fall ein bis zwei Spieler verlieren. Außer ihr habt Glück und einen fähigen Ogryn Spieler im Squad, der am besten noch sein Schild dabei hat und damit dem Team den Dämonen lang genug von der Pelle halten kann, während ihr mit genug Feuerkraft ihn zurück in den Warp schickt.

Um überhaupt erst in den Kampf gegen das Chaos zu ziehen, müssen wir uns aber erstmal für eine der aktuell vier Klassen entscheiden. Da hätten wir als erstes den Veteranen, der die Rolle des klassischen Soldaten einnimmt. Hier steht der Kampf auf mittlere und ferne Distanzen im Vordergrund, inklusive einer breiten Auswahl an Projektil- und Energiewaffen. Danach hätten wir die sogenannten Eiferer oder auch Priester genannt, die sich dem Imperator am nächsten fühlen, wenn sie mit ihren Kettenschwertern und Streitkolben für Frieden in der Galaxie sorgen. Auch mehr für den Nahkampf gemacht, wenn auch deutlich defensiver, sind da die Ogryn. Mutierte Riesen, die dank ihrer unmenschlichen Körperkraft gerade für den Einsatz von schweren Waffen gemacht sind und vor allem als Schildträger fast schon aussichtslose Situationen retten können. Zu guter Letzt haben wir dann noch die Psioniker, die mit ihrer Verbindung zum Warp Crowd Control wie kein zweiter beherrschen und mehr die Rolle des klassischen Supporters einnehmen. Stehen wir einer endlosen Meute gegenüber, ist ein fähiger Psioniker unsere beste Waffe. 

Was die Missionen betrifft, bietet der Titel aktuell dreizehn Stück, die in unterschiedlichen Missionstypen aufgeteilt sind und teilweise mit speziellen Bedingungen und optionalen Bonuszielen daher kommen können. Mal müssen wir eine ketzerische Propagandamaschine stoppen, notwendige Ressourcen für das Imperium sichern, geheime Dokumente beschaffen oder einfach nur eine bestimmte Zielperson ausschalten. Im Endeffekt sind aber alle Missionen relativ ähnlich aufgebaut und folgen demselben Prinzip. Wir starten erstmal in Ruhe an Punkt A, bewegen uns Richtung Punkt B, treffen auf Feinde, erledigen das gewünschte Ziel, dazwischen treffen wir wieder erneut auf weitere Feinde und erreichen dann am Ende Punkt B. Die Bonusziele sind da auch relativ uninteressant und setzen das Sammeln von bestimmten Gegenständen voraus. Einzig die spezielle Bedingung eines Stromausfalls, der dafür sorgt, dass das komplette Level stockfinster ist, ist bis jetzt einer der Lichtblicke, die den Missionen nochmal einen extra Kick geben. Eine willkommene Abwechslung, denn bis ihr Level 30 mit einer der vier Klassen erreicht habt, was bis jetzt aktuell auch das Hauptziel der Kampagne darstellt, werdet ihr alle verfügbaren Missionen bis zum Erbrechen gespielt und alles Neue begrüßen. Ja, selbst die zwei Bosskämpfe sind eigentlich fast identisch und mir fällt es schwer, sie irgendwie auseinander zu halten. Da wären wir dann auch bei einem meiner persönlichen Kritikpunkte: die Kampagne. Nach ca. vierzig Stunden Spielzeit bin ich mir nämlich immer noch nicht so richtig sicher, ob sie überhaupt existiert. Mehr ist das ein Abklappern von kurzen Zwischensequenzen, die wir mal alle paar Levelaufstiege als Belohnung vorgesetzt bekommen, um den Plot voranzutreiben. Leider startet das Spiel ja sogar mit einem recht verheißungsvollen Prolog, der uns vor allem einen Antagonisten vorstellt, von dem wir dann aber in den darauffolgenden Missionen nie wieder etwas hören noch sehen. Dass hier mit nachgelieferten Content zu rechnen ist, die wahrscheinlich mehr oder überhaupt Story ins Spiel bringt, ist sicherlich von auszugehen. Fatshark kann und wird das hier nicht so liegenlassen. Trotzdem frage ich mich, wieso man zur Veröffentlichung einfach nichts in der Richtung schon fertig und spielbar hatte. Ist Darktide etwa einfach nur ein unfertiges Videospiel, welches man auch so hätte deklarieren oder verschieben müssen? Eine wichtige Frage, mit der wir uns später noch öfters beschäftigen werden.

Zwischen den zusammenhangslosen Missionen befinden wir uns auf dem Deck der Morningstar, einer Fregatte der Inquisition, die sich im Orbit von Atoma Prime befindet und den Spielern als Hub-Areal dient. Hier können wir auf einer stattlichen Hologrammkarte unseren nächsten Einsatz planen, kaufen und verbessern neue Bewaffnungen, verändern nachträglich das Aussehen unseres Charakters, testen unsere Ausrüstung und nehmen wöchentliche Herausforderungen an. Ebenso befindet sich hier auch eine Crafting Station, mit der wir aktuell Gegenstände um ihre Seltenheitsstufe erhöhen können, um damit mehr Perks freizuschalten. Zusätzlich sollten wir diese Perks dann auch wieder direkt umändern, doch ist dies und weitere Funktionen der Crafting Station noch nicht freigeschaltet. Allgemein bekommt man den Eindruck, dass die Morning Star noch einiges an freien Platz für mögliche neue Stationen bietet, die wahrscheinlich noch in der Zukunft erst hinzugefügt werden. Ja, es scheint, als wäre Darktide noch nicht ganz fertig. Trotzdem hielt dies die Entwickler nicht davon ab, einen Echtgeld Store direkt zu Release anzubieten, in dem wir gegen eine Fantasiewährung, die mit echtem Geld erstmal bezahlt werden muss, die jeweiligen Klassen mit neuen Kleidern eindecken können. Dass die Community darauf nicht gerade positiv reagiert hat, sollte keine Überraschung sein und auch Fatshark hat schon offiziell bestätigt, dass sie in naher Zukunft Änderungen in der Richtung vornehmen werden.

Vom technischen Standpunkt aus, macht der Titel ebenso noch keinen fertigen Eindruck, denn in Darktide macht uns aktuell die Technik mehr sorgen, als die Anhänger des Chaos. Sei es die Performance, die selbst gute Hardware an ihre Grenzen bringt oder die ständigen Abstürze, die gerade in so welchen Online fokussierten Titeln einem schnell die Laune nehmen. Ich selber konnte so z.B. zwei bestimmte Missionen in der Regel nie abschließen, da sie fast immer an denselben Stellen zum Absturz geführt haben. Trotzdem konnte ich das Spiel in den letzten zwei Wochen nicht wirklich aus der Hand legen, was u.a. auch an der Präsentation lag. Fatshark haben hier audiovisuell die absolute Speerspitze für Warhammer Videospiele abgeliefert und ich bezweifle noch ehrlich gesagt, dass Saber Interactive nächstes Jahr mit Warhammer 40,000: Space Marine 2 etwas abliefern kann, was das hier gebotene schlagen kann. Am liebsten würde ich ohne Konfrontation und Mitspieler die verschiedenen Level erkunden und diese bis aufs letzte kleinste Detail einsaugen. So dicht ist die Atmosphäre, so einnehmend die Immersion und so umwerfend die Umsetzung des Warhammer 40,000 Artdesigns. Ein wichtiger Bestandsteil dieses Gesamtpakets ist da natürlich auch der Soundtrack aus der Feder des Komponisten Jesper Kyd, der schon für die Vermintide-Ableger verantwortlich war und nun mit Darktide vielleicht einer seiner besten Werke überhaupt abgeliefert hat. Egal ob wir durch dunkle Korridore stampfen oder in einem hitzigen Gefecht um unser Überleben kämpfen, die musikalische Untermalung trifft hier einfach jede Note.

Fazit
Ich bin ehrlich gesagt hin- und hergerissen. Auf einer Seite ist Darktide für mich persönlich wahrscheinlich die beste Warhammer 40,000 Videospieladaption seit Dawn of War 2. Atmosphäre, Grafik, Gameplay, die Spannung, alles passt wie angegossen und sorgt für einen packenden Gameplay-Loop, aus dem man nicht so leicht herausbrechen kann. Außer es passiert wieder einer der viel zu häufigen Abstürze, denn dann werdet ihr eh komplett herausgeworfen. Dazu haben wir dann inhaltlich auch schon direkt die nächste große Baustelle. Nicht viele Missionen, zu wenig Abwechslung und vor allem keine anständige Kampagne, die auch diesen Namen verdient hätte. Das hat Fatshark selber mit ihren spirituellen Vorgängern deutlich besser hinbekommen. Hätte man es von Anfang an als Early Access-Titel beworben und die Inhalte der Verkaufsversion früh genug kommuniziert, wäre mein Fazit wohl etwas versöhnlicher ausgefallen, denn schließlich wissen mittlerweile genug Spieler, was sie bei einer frühen Early Access-Phase so erwartet. Da geht es anfangs mehr darum, einfach nur dabei zu sein und auch direktes Feedback den Entwicklern zu liefern. Niemand erwartet da ein vollständiges Spiel. Hier aber? Egal über wie vieles ich selber hinwegblicken kann, eine Empfehlung bei dem aktuellen Stand kann ich jedoch nicht aussprechen. Im Gegenteil. Ihr müsst schon harte Fans der Lizenz sein und eine hohe Frustrationstoleranz mitbringen, um sowas wie Spaß hier zu haben. Am besten nimmt ihr noch paar Freunde mit, die genauso wahnsinnig sind. Alle anderen sollten noch einen Bogen um Darktide machen. Wenn keinen allzu großen, denn ich bin persönlich davon überzeugt, dass Fatshark in Zukunft das volle Potenzial des Titels entfalten kann. Vielleicht nicht morgen oder übermorgen, aber irgendwann und hoffentlich nicht zu spät.

Warhammer 40,000: Darktide ist seit dem 30. November für PC via Steam erhältlich. Eine Konsolen-Portierung für Xbox Series X/S ist geplant, hat aber aktuell noch keinen genauen Termin.

(getestet von Para)

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