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Im Test: Katana Zero (Switch, Steam)

Mit Katana Zero veröffentlichen Entwickler Askiisoft und Publisher Devolver Digital einen stylischen und vor allem brachialen Action-Plattformer für PC und Nintendo Switch. Neo Noir-Atmosphäre, Samuraischwerter, literweise Blut, Zeitmanipulationen und natürlich Synthwave. Alles Schlagwörter, die gut auf dem Papier klingen, aber ob sie auch im Spiel funktionieren? Wir haben die Klinge studiert, sind immer wieder zurück in die Zeit gereist und sagen euch nun im Test, wie es so war.

Willkommen im dritten Bezirk von New Mecca, der Ort, an dem sich der Bodensatz der Gesellschaft trifft. Keine glücklichen Familien im Park oder erfolgreiche Geschäftsleute, die den neuesten Sportwagen vorfahren, sondern nur Junkies und Kriegsveteranen tummeln sich hier in den Straßen und Gassen. Unter ihnen lebt der Auftragskiller und Ex-Soldat Dragon, irgendwo in einem kleinen Apartment im Herzen der Slums. Wenn er nicht tagsüber beim Psychiater ist und Abends sein Geld mit dem Ausschalten von Zielpersonen verdient, plagen ihn die wenigen Erinnerungen aus seiner Vergangenheit. Albträume, die immer realer erscheinen und ihm langsam seinen Verstand kosten. Als sie ihm noch dazu ein dunkles Omen aussprechen, dass in wenigen Tagen etwas Schreckliches passieren wird, scheint unser Samurai endgültig den Kontakt zur Realität zu verlieren.

In Katana Zero schlüpfen wir in die Rolle von Dragon und schnetzeln uns in zweidimensionalen Abschnitten von links nach rechts, bis wir das Ende des Levels erreicht haben. Neben dem namensgebenden Katana, verfügen wir über die äußerst nützliche Fähigkeit die Zeit zu manipulieren. Dies ist aber nicht das Ergebnis irgend einer zufälligen Superkraft, sondern die Wirkung einer experimentellen Kriegsdroge namens Chronos, unter dessen Einfluss wir die Zeit für einige Sekunden verlangsamen oder gar einen kurzen Blick in die Zukunft werfen können. Das ist für unsere Arbeit als Killer auch bitter notwendig, denn der Titel kombiniert ein sehr hohes Spieltempo mit einem knallharten Schwierigkeitsgrad, der jeden Treffer mit dem sofortigen Ableben bestraft. Glücklicherweise lässt uns Chronos aber nie wirklich sterben, sondern schickt uns nach jedem Scheitern zurück in die Zeit, um aus unseren Fehlern zu lernen und die Herausforderungen meistern zu können. Ähnlich wie in dem 2012 erschienenen Indie-Klassiker Hotline Miami, entwickelt sich dadurch ein recht rasanter Flow, den man vielleicht am besten als „Death & repeat“ betiteln könnte.

Dabei fängt das Spiel noch recht harmlos an und setzt uns erstmal nur Gangster vor, die uns in den Nahkampf verwickeln, was dank unseres Katanas eher eine schlechte Idee für sie ist. Jedoch werden recht zügig immer wieder neue Gegner eingeführt, die mit unterschiedlichen Schusswaffen bewaffnet sind, was die Auseinandersetzungen für uns nochmal deutlich erschwert. Einzelne Projektile können zwar mit einem Schwerthieb im richtigen Moment reflektiert werden, fliegen aber ganze Schrotladungen oder Maschinengewehrsalven auf uns zu, sieht es schon wieder anders aus und wir müssen zur Ausweichrolle ansetzen. Selber sind wir aber nicht nur auf das Schwert angewiesen, sondern lassen sich auch gewisse Gegenstände als Wurfwaffen verwenden. Das fängt bei Flaschen und Messern an und hört bei Nebelgranaten und Plastiksprengstoff wieder auf. Gerade die letzten beiden sind besonders effektiv und geben uns in brenzligen Situationen neue taktische Möglichkeiten.

Wenn wir mal nicht die Wände mit Blut streichen oder tausende Tode erleiden, führen wir überraschend oft Gespräche mit anderen Charakteren. Dabei suchen wir unsere Antworten in einem typischen Multiple-Choice-System aus, doch gibt es auch hier einen Twist! So können wir meistens unserem Gegenüber ins Wort fallen, was dazu führt, dass das Gespräch in eine eher angespannte Richtung gelenkt wird. Verunsicherte Personen können sich dadurch eingeschüchtert fühlen, andere eher genervt, was wiederum zu einer anderen Situation führen kann. Nehmen wir als Beispiel einer der ersten Mission in einem Hotel. Dort wird der Spieler an der Rezeption auf das Katana und den Kimono angesprochen. Damit überhaupt erst kein Verdacht aufkommt, können wir uns eine clevere Ausrede einfallen lassen oder die Person sofort mit ihrem Leben bedrohen. Nach dem Erledigen unseres Auftrags, kommen wir wieder an der Rezeption vorbei, die nun entweder uns die Polizei auf den Hals hetzt oder einfach schnell vorbeilässt. Allgemein ist es bemerkenswert, wie reichhaltig die Story insgesamt ist und wie viel Wert dabei auf Präsentation gelegt wurde. Wo wir schon dabei sind: die Entwickler setzen auf einen bunten 2D-Pixel-Look, der dank detaillierten Hintergründen und den großartigen Animationen sehr modern und frisch wirkt, statt einfach nur erzwungen Retro. Die musikalische Untermalung kommt aus der Feder von den beiden Komponisten Ludowic und Bill Kiley, die schon in der Vergangenheit mit Askiisoft zusammengearbeitet haben und mit Katana Zero ihre bis jetzt beste Arbeit abgeliefert haben. Egal ob wir uns zu einem treibenden Bassgewitter durch einen Club meucheln oder wir in einer dreckigen Bar hocken und uns zu Smooth Jazz einen Drink nach dem nächsten in den Rachen kippen, die audiovisuelle Untermalung ist auf den Punkt und gibt dem Ganzen nochmal das gewisse Etwas.

Fazit:
Mit Katana Zero liefert Askiisoft ganz großes Indie-Kino ab, welches ich in der Form nur mit der Veröffentlichung des ersten Hotline Miami-Ablegers vergleichen kann. Erbarmungslos, motivierend, stylisch, berauschend und in sich packend, hat mich der Titel nach einer Spielzeit von ca. dreieinhalb Stunden mehr als begeistert zurückgelassen. Besonders überraschen konnte mich der Plot, der direkt aus einem dystopischen 80er Action-Film entsprungen sein könnte, ohne dabei aber platt oder gar dumm zu wirken. Freunde von anspruchsvollen Action-Plattformern müssen Katana Zero gespielt haben und man darf mehr als gespannt sein, was Askiisoft mit der Fortsetzung alles auf die Beine stellen wird. Kudos an das gesamte Team!

(getestet von Dr. Para)

Katana Zero ist seit dem 18. April für PC und Nintendo Switch erhältlich. Getestet wurde die PC-Version.

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