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Im Test: Gears Tactics (PC)

Nachdem Microsoft mit Halo Wars eine ihrer größten Spiele-Reihen in ein taktisches Gewand verfrachtet hat, steht mit Gears Tactics nun dasselbe für die Mutter der Cover-Shooter an. Entwickler Splash Damage und The Coalition nutzen hier aber nicht das Echtzeitstrategie-Genre für diesen Ausflug, sondern bedienen sich am populären Konzept der modernen XCOM-Ableger, welches mittlerweile fast schon im Monatstakt für etliche Klone als Vorbild herhalten muss. Wir haben uns Lancer und Mulcher geschnappt und verraten euch im ausführlichen Test, ob die Paarung zwischen Gears of War und XCOM begeistern kann oder doch schnell wieder in ein E-Hole verschwinden sollte.

Wie weit ist man bereit zu gehen, um seinen schlimmsten Feind aufzuhalten? In den ersten Jahren des Locust Krieg hat es jedenfalls nicht lange gedauert, bis die Menschheit ihre eigenen Städte in Ruinen verwandelte, um den endlosen Fluten an Locust Truppen wenigstens irgendwas entgegenzuwerfen. Die orbitalen Schläge vom Hammer der Morgenröte sorgten nicht nur für verbrannte Erde, sondern vor allem für Verluste auf beiden Seiten. Nun hat dieses bittere Schicksal die Stadt Aldair erreicht und Sergeant Gabriel „Gabe“ Diaz steckt mittendrin. Zwar geschützt vor dem gewaltigen Laser des Hammers, aber nicht vor der Willkür seiner Vorgesetzten, erhält Diaz zusammen mit dem Veteran Sid Reburn den Auftrag, wichtige Dokumente aus dem Büro eines ehemaligen COG Generals zu sichern, bevor diese mit dem Angriff vernichtet werden. Nach einigen Feuergefechten und einem eher ungünstigen Treffen mit dem Hammer später, schaffen es beide mit den Dokumenten zurück zum Bunker, doch wartet dort nur das nächste Himmelfahrtskommando auf sie. Diaz und Reburn sollen den führenden Wissenschaftler der Locust ausfindig machen und ausschalten. Ohne Verstärkung oder sonstige Unterstützung der COG, liegt es nun an ihnen, auf dem Weg dorthin weitere Gears und Zivilisten für ihre Mission zu rekrutieren und auszubilden.

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, hat man sich für das Gameplay-Gerüst an den modernen XCOM-Ablegern aus dem Hause Firaxis Games bedient. Das heißt in erster Linie Rundenstrategie, Squad Management, das taktische Ausnutzen unserer Umgebung und das Sichern unserer Flanken via Overwatch. Wer bereits einen Titel aus der XCOM-Reihe oder wenigstens einen der unzähligen Klone gespielt hat, wird sich in Gears Tactics sofort wie Zuhause fühlen. Gears of War-Enthusiasten, ohne Kenntnisse über die Materie, sollten sich aber auch nicht abgeschreckt fühlen, denn Tactics behält trotz Genre-Wechsel überraschend viel von der eigenen Identität. Das Deckungssystem ist eh tief in der Gameplay-DNA verwurzelt, die Feuergefechte in Zweier- und Vierer-Squads waren seit Anfang an fester Bestandteil der Third-Person Shooter-Serie und das Verfehlen von sicheren Kopftreffern? Zugegeben, letzteres liegt sicherlich eher an mir, aber die Parallelen zwischen beiden Serien sind vorhanden, was dieses Zusammentreffen umso organischer erscheinen lässt. Es ist ein Gears of War im XCOM-Gewand und nicht andersrum. Das liegt vor allem an den deutlich Action-orientierten Aufbau der Kämpfe und Missionen, die uns in der Regel direkt ins Gefecht gegen die Locust Horden schmeißen. Horden ist hier auch das richtige Stichwort, denn das Gegneraufkommen in Gears Tactics ist deutlich höher als in vergleichbaren Titeln. Dadurch wird die Positionierung unserer Einheiten umso wichtiger, wenn wir nicht innerhalb eines Zuges komplett eingekesselt sein wollen. Locust, die entweder von anfliegenden Reavern abgeworfen oder durch Emergence Holes (auch E-Holes genannt) ausgespuckt werden, um danach aggressiv unsere Stellung zu stürmen. Hier kommt dann auch die aus XCOM bekannte Overwatch-Fähigkeit ins Spiel. Egal ob wir unsere Position halten oder selbe etwas erstürmen müssen, die letzte Aktion jedes Gears sollte in der Regel Overwatch sein. Dieser elementare Skill lässt uns einen Feind in seiner eigenen Runde anschießen, sobald er sich im Sichtfeld unseres Gears bewegt, was ihn entweder direkt töten oder wenigstens unterbrechen kann. Gerade in den brenzligen Situationen kann diese simple Sache die Entscheidung zwischen Leben und Tod sein.

Was den Locust an purer Masse nicht fehlt, fehlt ihnen hingegen an Hirnschmalz. Nie gab es eine wirkliche Situation, wo die gegnerische K.I. einen überraschenden Zug hingelegt hat oder nicht in eine eindeutige Falle getappt ist. Somit lässt sich eigentlich fast jede Begegnung damit überleben, in dem man die feindlichen Truppen in einen Chokepoint mit wenig Deckung zwingt, um diesen dann man mit schweren Kaliber und Granaten einzudecken. Dies ist dabei kein wirklicher Kritikpunkt meinerseits, denn die Massen sind eben genau dafür da, um diese Schwäche auszugleichen. Wir bekämpfen nicht hochintelligente und technologisch fortgeschrittene Aliens von entfernten Sternen, sondern eben mutierte Erdmenschen, die vor allem eins im Überfluss haben: Kanonenfutter-Material. Davon ist reichlich da und auch über Variantenarmut kann man sich nicht beklagen. Gut, das ist eben einer der Vorteile, wenn man sich an einer bereits etablierten IP bedienen kann, die schon einige Ableger vorzuzeigen hat. Dabei reizen die Entwickler noch nicht mal alles aus, was das Universum zu bieten hat, was aber Aufgrund der zeitlichen Spanne (Gears Tactics spielt ca. zwölf Jahre vor den Ereignissen in Gears of War) verständlich ist. Die Klassiker sind aber dennoch größtenteils alle enthalten. Drones mit allerlei möglichen Waffen, wie z.b. Hammerburst, Gnasher und Longshot Sniper, Wretches, Tickers, Boomers, Therons, Kantus & Co. mischen unsere eigenen Reihen ordentlich auf. Am Ende jedes Akts darf natürlich der obligatorische Bosskampf auch nicht fehlen. Die sind nicht nur großartig inszeniert, sondern fühlen sich von den Mechaniken wie echte Bosskämpfe an. Die großen Monstrositäten haben verschiedene Phasen, einzigartige Attacken, bekommen regelmäßig Verstärkung und verfügen über eine große Gesundheitsleiste, die wir Runde für Runde dezimieren müssen.

Zwischen den Missionen können wir die gewonnene Erfahrung unserer Truppen in neue Fähigkeiten investieren und sie damit ganz nach unseren Anforderungen spezialisieren. Dabei gibt es insgesamt fünf Klassen, die jedem Charakter fest zugeteilt sind. Da hätten wir den Supporter, der das Team verstärkt und heilt, Heavys decken mit ihren schweren Maschinengewehren jede noch so große Gruppe mit Blei ein, Vanguards sprinten mit ihrem Bajonett direkt kopfüber in die Konfrontation, Scharfschützen lösen weit entfernte Probleme für uns mit einem sauberen Treffer und Scouts agieren am besten hinter den feindlichen Linien. Jede Klasse verfügt dabei über einen eigenen Fähigkeitsbaum, der sich in vier Richtungen spezialisieren lässt. So können wir z.B. unseren Vanguard zum klassischen Tank oder zur effizienten Killermaschine ausbilden. Während die Primärwaffen von den Klassen vorgegeben sind, dürfen wir bei der sonstigen Ausrüstung mehr Entscheidungsfreiheit. Etliche Helme, Brust- und Beinrüstungen finden und verdienen wir uns durch abgeschlossene Missionen, Bonus-Zielen und das Finden von Loot-Kisten. Die kommen alle mit unterschiedlichen Werten und Perks daher, die sich wiederum für bestimmte Klassen besonders eignen. Einen dicken Bonus auf die Gesundheit sollten natürlich eher die bekommen, die auch in der Regel einstecken müssen, während extra Overwatch-Schaden perfekt für Heavys und Scharfschützen sind. Rein optische Spielereien, wie verschiedene Frisuren, Tätowierungen, Narben und Kleidungsstücke finden sich ebenso im Spiel und geben unseren Soldaten nochmal eine persönliche Note.

Gears Tactics wäre kein echtes Gears Spiel, wenn es nicht auch auf der Unreal Engine laufen würde und die macht hier eine genauso gute Figur, wie bei der Hauptserie. Gerade die unzähligen Einstellungsmöglichkeiten geben uns alles zur Hand, um was beste aus der jeweiligen Hardware herauszuholen. Egal ob ihr einen High-end oder Low-end PC gerade bei euch stehen habt, das Spiel sollte anständig laufen. Einziger Kritikpunkt wäre hier auf der technischen Seite die statische Welt. Denn abseits von Lebewesen und bestimmten Holzkisten, die wir als Deckung nutzen können, haben Explosionen oder Kugeln keine Auswirkungen auf unsere Umwelt, was gerade bei den teils sehr detailverliebten Umgebungen besonders stark auffällt. Auf der Seite des Sounddesigns hat man auf altbewährtes gesetzt, weswegen alles gewohnt wuchtig und befriedigend klingt. Die Lancer rattern metallisch wie eh und je, platzende Köpfe klingen wie Melonen und was wäre ein stampfender Boomer ohne sein ikonisches „Boom!“? Komponist Edward Patrick White führt dies im Soundtrack ebenso fort und orientiert sich dabei stark an den Werken von Kevin Piepl und Steve Jablonsky, die beide für die erste Gears of War-Trilogie zuständig waren.

Fazit:
Gears Tactics ist ein Experiment, welches nicht wirklich experimentiert. Die brutalen Gefechte fühlen sich wie in Gears an, die Story und die Charaktere sind ebenso typisch Gears, es sieht und klingt wie Gears und selbst die Veränderungen und Unterschiede im Gameplay fügen sich absolut organisch ins altbewährte Spielprinzip von Gears of War ein. Ist es also auch was für XCOM-Veteranen? Vielleicht nicht unbedingt für die, die nur auf die nächste taktische Kopfnuss warten. Wer aber auch eine ordentliche Portion Action vertragen kann, sollte hier unbedingt einen Blick riskieren und für Fans des Universums ist die Jagd auf Ukkon eh Pflicht, auch ohne Vorkenntnisse mit rundenbasierten Strategiespielen. Splash Damage und The Coalition ist hiermit ein absolut lupenreines Spin-off gelungen, welches nach meiner Meinung deutlich besser funktioniert, als die RTS-Ausflüge von Halo.

Gears Tactics ist ab dem 28. April für PC über Steam, Windows 10 Store und den Xbox Game Pass erhältlich. Ein Portierung für die Xbox One ist noch für dieses Jahr geplant. Getestet wurde die Steam-Version, welche uns von Microsoft zur Verfügung gestellt wurde.

(getestet von Para)

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