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Im Test: Daymare 1998 (PC, PS4, One)

Man könnte sagen, dass Daymare 1998 eine interessante Entwicklung hinter sich hat. Anfänglich als Fan-made Remake zu Resident Evil 2 gestartet, machte Publisher Capcom dem kleinen Team schnell einen Strich durch die Rechnung, in dem sie selber ihr offizielles Remake ankündigten. Was für viele andere Projekte der Sargnagel gewesen wäre, wurde für die italienischen Entwickler von Invader Studios die Geburtsstunde ihres eigenen Titels, Daymare 1998. Wir haben uns die Gasmaske übergezogen, die MP5 entsichert und verraten euch im Test, ob euch hier ein gelungener Nostalgietrip durch das Genre edr 90er Survival Horror Spiele oder doch eher ein Albtraum in Softwareform erwartet.

Es ist schon etliche Stunden her, seit dem die Kommunikation zu einem geheimen Bio-Labor des Hexacore Konzerns abbrach. Das Labor beherbergt nicht nur einige der klügsten Wissenschaftler, sondern auch absolut wichtige Daten und Materialien, die in keinster Weise in die falschen Hände gelangen dürfen. Um dies zu garantieren, schickt die Firma ihr eigenes Spezialkommando H.A.D.E.S. (welches für Hexacore Advanced Division for Extraction and Search steht) los, die durch hartes Training auf jede Extremsituation vorbereitet wurden. Beim Einsatzziel angekommen, merken die Soldaten aber relativ schnell, dass es sich hier um keinen Standard Einsatz handelt. Alle Abteilungen stehen unter Quarantäne, damit niemand raus und rein kann und dann wären da noch die toten Mitarbeiter des Labors, die als Zombies nun die Gänge unsicher machen. Etwas ist hier gewaltig schiefgegangen!

Im Spiel verschlägt es uns in die Rolle von drei Charakteren, die im Laufe der Kampagne abwechselnd um ihr Überleben kämpfen müssen. Da hätten wir direkt zu Beginn den kaltblütigen H.A.D.E.S. Special Agent Liev, Helikopter Pilot Raven, der ebenfalls seinen Lohn von Hexacore erhält, und Förster Sam, der seit Jahren unter einem traumatischen Erlebnis leidet und eigentlich nur in Ruhe gelassen werden will. Alle drei erleben die Zombie-Epidemie aus verschiedenen Perspektiven und treffen somit auf unterschiedliche Gegner, erhalten unterschiedliche Waffen und müssen sich durch eigene Gebiete schlagen. Ganz besonders schwer hat es dabei Sam erwischt, der neben den untoten und mutierten Monstern, auch noch gegen seine eigenen Halluzinationen antreten muss. Abseits davon gibt es aber keine tief greifenden Unterschiede zwischen den Protagonisten, die wir alle in bester Resident Evil 4-Manier über die Schulter steuern und wie im Vorbild sollten die goldenen Regeln aus dem Survival-Horror-Handbuch befolgt werden: mit Munition nie verschwenderisch umgehen, Kopfschüsse sind Pflicht, die Schrotflinte ist unser bester Freund und sich nie von den Feinden einkesseln oder in eine Ecke treiben lassen. Doch haben die Entwickler auch eine eigene und nicht uninteressante Idee ins altbewährte Gameplay-Gerüst eingebaut, die das Nachladen unserer Waffen betrifft. Statt das Schießeisen einfach mit neuer Munition durchzuladen, können wir hier auf zwei verschiedene Methoden zurückgreifen: langsames und schnelleres Nachladen. Erstes funktioniert wie man es kennt. Waffe ist leer, man drückt auf den richtigen Knopf, die Animation startet, wartet kurz paar Sekunden und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Letzteres wird dieser Vorgang deutlich schneller vollzogen, gleichzeitig lassen wir aber das leer geschossene Magazin aber auch dafür auf dem Boden liegen. In Daymare 1998 sind nämlich Magazine physische Gegenstände in unserem Inventar, die nach dem Verbrauch sonst leer in die Tasche landen. Entladen wir also ein Magazin nach dem anderen und werfen sie auf den Boden, haben wir relativ schnell keine mehr und stehen vor einem Problem. Zum Glück können wir diese wieder vom Boden aufsammeln und kurz im Inventar mit Munition befüllen, wobei wir dies auch nur in sicheren Situationen machen sollten, da hier nicht die Zeit pausiert, wenn wir unsere Gegenstände sortieren oder uns die Karte anschauen. Das ist kein großer Gamechanger, sorgt aber für eine neue Spieltiefe in dem sonst traditionellen Gewand. Abseits davon erwarten uns aber genug andere Genre-Klischees, die vom Spiel gerne bedient werden. So dürfen natürlich auch nicht die Rätsel und Puzzle fehlen, die uns regelmäßig den Weg versperren. Diese entsprechen wirklich dann wieder der alten Schule und warten mit einem hohen Anteil an Trial and Error auf. Das geht über das richtige Benutzen von Schaltern, dem Wiederherstellen einer Sicherung bis hin zur Abfrage unserer Kenntnisse der griechischen Sprache. Aber egal, ob das Übersetzen von Fremdsprachen oder das Verschieben von Blöcken, wirklich spaßig ist leider keins davon und trifft somit das Gefühl von damals relativ gut.

Auf der technischen Seite hat man nicht allzu sehr in der Vergangenheit gesucht, sondern sich für die Unreal Engine 4 entschieden, die hier mal wieder einen soliden Job abliefert. Die Performance auf der Konsole ist sauber, Zombies und Mutanten sehen größtenteils schön ekelhaft aus, die Umgebungen sind, abseits von ein paar Ausnahmen, stimmig in Szene gesetzt. Was gerade an der tollen Beleuchtung liegt. Leider fallen im Vergleich dazu gerade die Charakter-Modelle stark ab, die eher unterdurchschnittlich modelliert und animiert sind, was vor allem in den Cutscenes für unfreiwilliger Komik sorgen kann. Das eher semiprofessionelle Voice-acting sorgt dann für den Rest. Ein Fest für Trash Liebhaber? Vielleicht. Sonst lässt sich am Sound-Design aber nicht viel meckern. Die Waffen könnten natürlich besser klingen, aber sonst funktioniert alles und nicht selten erinnert eine geöffnete Tür an den typischen Sound aus Resident Evil. Für den Soundtrack ist Alessandro Galdieri verantwortlich, der mit Daymare 1998 seine ersten Arbeiten als Komponist veröffentlicht und durchaus begeistern kann. Egal ob treibend oder ruhig, der Mix aus Elektro, Rock und einfachen Piano-Klängen transportiert den Geist des Survival-Horrors ausgezeichnet in die Moderne und stellt somit eins der Highlights in der sonst eher durchwachsenen Produktion dar.

Fazit:
Laut Invader Studios ist Daymare 1998 ein Tribut an das Survival Horror Genre und das hat auch geklappt. Jedenfalls teilweise und nicht immer zum besten. Die Präsentation wirkt dank Unreal Engine 4 modern, kann aber gleichzeitig auch schnell veraltet wirken, ohne dabei einen gewissen Retro Charme zu versprühen. Dafür bietet das Gameplay aber eben genau diese Balance aus Ballern und Rätseln, wie man es von früher kennt. Gerade nach den letzten beiden hochwertigen Remakes zu Resident Evil 2 und 3 ist hier der Maßstab natürlich besonders hoch, aber daran kann den Titel nicht messen. Daymare 1998 ist keinster Weise ein Triple-A Produkt, welches sich in irgend einem Bereich mit dem großen Vorbild messen kann. Ein sinnvollerer Vergleich wären da fast schon die unzähligen Resident Evil Klone, wie u.a. Fear Effect, Cold Fear oder Deep Fear (ja, Fear im Titel ist sehr beliebt in dem Genre), die in der Vergangenheit ebenfalls versuchten im kleineren Rahmen die Faszination des Survival Horrors einzufangen, ohne dabei jemals die Stärken eines Resident Evils zu erreichen. Wem das damals schon gereicht hat und seine Erwartungen in einem realistischen Rahmen bewegt, kann in den gut zehn Stunden Spielzeit durchaus seinen Spaß mit Daymare 1998 haben.

Daymare 1998 ist seit dem 28. April für PC, PlayStation 4 und Xbox One erhältlich. Getestet wurde die PlayStation 4 Pro Version.

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