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Im Test: A Plague Tale: Innocence (PC, PS4, One)

In diesem Action-Adventure der Extraklasse von Entwickler Asobo Studio und Publisher Focus Home Interactive begleiten wir die junge Französin Amicia de Rune und ihren kleinen Bruder Hugo auf eine Reise durch den hundertjährigen Krieg. Was wir erlebt haben und warum dieses Spiel so gut ist, verrät unser Test.

Amicia und Hugo sind sich zu Beginn des Spiels fremd. Der kleine Hugo leidet seit seiner Geburt an einer schweren Erkrankung und fristet daher, abgeschottet von der Außenwelt, sein Leben auf dem Dachboden des Anwesens der Familie de Rune. Seine Mutter Beatrice, eine Alchemistin, ist vollkommen besessen davon, ein Heilmittel für den Jungen zu finden und hält Hugo von der Außenwelt fern. Selten bekommt Amicia ihre Mutter zu Gesicht und noch seltener ihren Bruder. Bei einer der täglichen „Vater und Tochter“-Ausflüge durch den Wald nimmt das Unheil seinen Lauf. Familienhund Lion wittert fette Beute und verfolgt einen Keiler durch den Wald. Plötzliche Stille, als Amicia nach dem Hund schauen will, wird dieser in ein Loch gezogen und wenige Sekunden später bleibt nicht mehr als eine Lache Blut über.


Schockiert und unter Schock machen sich Amicia und ihr Vater auf den Weg zum Anwesen, um alle Bewohner und Bediensteten vor den Wäldern zu warnen, doch noch bevor alle über die Vorkommnisse informiert werden können, stürmt bereits die Inquisition das Anwesen. Amicia muss mitansehen, wie ihr Vater von Lord Nicolas, Anführer der Inquisitionstruppen, erschlagen wird und ein Bediensteter nach dem anderen durch die Hand der blutrünstigen Truppen ums Leben kommt. Ihr Ziel ist es, den kleinen Hugo gefangen zu nehmen. Warum weiß Amicia nicht, kurzerhand entschließt sie sich, mit Hugo aus dem Anwesen zu fliehen. Und so nimmt das Abenteuer seinen Lauf.

Mitreißender kann ein Einstieg in ein Spiel schon fast nicht sein. In Third-Person-Ansicht verfolgen wir das Geschehen, um uns herum das wunderschöne Frankreich des fünfzehnten Jahrhunderts. Grafisch feuern die Entwickler ein echtes Feuerwerk ab. Wälder wirken dicht, die Lichtstimmung ist atmosphärisch, Charaktermodelle detailliert, das Artdesign verträumt verliebt bis hin zu grauenhaft abstoßend. Asobo Studio schonen den Spieler nicht vor dem grauenhaften Anblick des Krieges. Märchenhaft anmutende Waldlichtungen geben sich nahtlos die Hand mit verrottenden Leichenbergen, der Schrecken des Krieges war selten so spürbar. Der stimmungsvolle Soundtrack von Olivier Deriviere krönt das audiovisuelle Erlebnis zu einem echten Atmosphäre-Brett.

Dank der gut besetzten englischen Sprecher wirken Amicia und Hugo noch lebendiger, was das Abenteuer noch ein Stück intensiver macht. Wir leiden, lachen und bangen mit den Protagonisten und wenn der junge Hugo mal wieder in seiner Unschuld die Umgebung aus seinem Blick kommentiert, kommen wir aus dem Schmunzeln kaum raus. Es ist schön zu beobachten, wie Amicia und Hugo während ihrer Reise von zwei sich kaum kennenden Geschwistern zu einer richtigen Familie werden.

Die Kern-Gameplayelemente von A Plague Tale sind das Schleichen und in ruhigeren Passagen das Lösen von kleineren Rätseln. Bewaffnet mit einer Zwille und ihrem Verstand, ist Amicia den Inquisitionstruppen, Banditen und Plünderen sowie britischen Truppen zwar nicht ebenbürtig, aber keinesfalls wehrlos. Mit der Zwille lassen sich bestimmte Punkte in der Welt beharken, so schießen wir auf metallene Gegenstände, um Wachen abzulenken oder Laternen, um Bereiche zu verdunkeln und dann ungesehen an den Gegnern vorbei zu schleichen. Wird Amicia entdeckt, ist es aus. Mit werfbaren Krügen aus Porzellan lassen sich die Gegner wunderbar ablenken und den ein oder anderen ahnungslosen Fiesling hauen wir mit einem gezielten Schuss aus der Schleuder aus den Socken. Noch während man in den ersten Kapiteln nur mit menschlichen Gegnern zu tun hat, tritt recht schnell ein neuer, grauenhafter Feind auf den Plan. Die Ratten.

Bringer der Pest und in Scharen auftretend, vernichten sie alles, was Ihnen vor die Beißer kommt. In wenigen Sekunden fressen sie ganze Körper auf. Riesige, undurchdringbare Teppiche von rotäugigen Ratten. Ein Biss und man ist mit der Pest infiziert. Doch zum Glück haben die todbringenden Nager Angst vor Licht und Feuer. Mit einer Fackel bahnen wir uns Wege von Feuerschale zu Feuerschale, lösen mit unserer Zwille Kronleuchter an einer Halterung, um sie so ins schwingen zu bringen und entzünden entfernte Feuerstellen mit Feuersteinen. Später zerstören wir aus der Entfernung Laternen der Patrouillen, damit diese von Rattenschwärmen überfallen werden. Die Dunkelheit ist nicht nur unser Verbündeter beim Schleichen, sondern auch tödlich.

Auf unserer Reise durch Frankreich schließen sich uns immer mehr Begleiter an. Jeder von Ihnen bringt entweder eine spezielle Verbesserung für unser Arsenal mit, oder erweitert unser Repertoire gar ganz. Mit neuen alchemistischen Rezepten ausgestattet, bekommen wir hilfreiche Items wie etwa molotovartige Feuerflächschen, mit denen wir Lichtblitze erzeugen können oder Säure, mit der sich die Helme von Gegnern schmelzen lassen, damit diese angreifbar werden. Um diese Gegenstände herzustellen, müssen wir am Wegesrand Craftingmaterialien einsammeln. Diese werden allerdings nicht nur zur Herstellung von Gegenständen verwendet, sondern auch dazu, um an Werkbänken Amicia’s Ausrüstung zu verbessern. So lässt sich die Zwille schneller nachladen, ein größerer Munitionsbeutel herstellen oder durch einen neuen Gürtel leiser schleichen. Das Upgradesystem lockert den Spielfluss auf, ohne dabei sonderlich revolutionär zu wirken. Ein Element, welches unnütz ist, aber keineswegs stört.

Die Entwickler haben speziell darauf geachtet, dass kein Gameplay Element zu sehr in den Vordergrund rückt. Schleichen wechselt sich ab mit ruhigen, fast schon Walking Sim-artigen Abschnitten, nur um dann wieder in einer Fluchtsequenz zu enden, an der wir am Ende ein Rätsel lösen müssen. Das Pacing von A Plague Tale ist eine der größten Stärken. Das Spiel bleibt von der ersten bis zur letzten Minute spannend und wird im Verlauf der rund zwölf Stunden langen Story nie langweilig.

Fazit:
A Plague Tale: Innocence ist ein Spiel, wie wir es heute selten noch erleben. Ein durchinszeniertes, schnörkelloses Geradeaus-Action-Adventure im Stile eines The Last of Us oder Hellblade. Vor beiden muss sich A Plague Tale keinesfalls verstecken. Die rund 12 stündige Reise durch das vom Krieg zerrüttete Frankreich bleibt auch nach dem Ende noch im Kopf und beschäftigt über das Spiel hinaus. Man erlebt den grauenvollen Anblick des Krieges aus den Augen zweier unschuldiger Kinder, durchlebt ein packendes, spannungsgeladenes Abenteuer rund um Familie, Geschwisterliebe und Zusammenhalt vor horrend erschütternder Kulisse. Für mich der zurzeit wohl heißeste Anwärter auf einen Platz auf dem Siegertreppchen am Ende des Jahres. A Plague Tale ist ein Meisterwerk.

(getestet von Frank Johann)

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