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Im Test: Expeditions: Conquistador – Der Weg nach El Dorado…

…war nicht nur ein sehr unterhaltsamer Animationsfilm von Dreamworks, sondern beschreibt auch wunderbar das Setting des rundenbasierten Rollenspiels der dänischen Entwickler von Logic Artists. Schauen wir uns die Terra Incognita doch einmal näher an!

Für Ruhm, Gold und den König
In Expeditions: Conquistador begeben wir uns im 16. Jahrhundert als spanischer Konquistador auf eine große Entdeckungsreise in die südlichen Gefilde des amerikanischen Kontinents. Ausgerüstet mit einer handverlesenen Crew – zu Beginn des Abenteuers dürfen wir uns aus einer festen Riege  unterschiedlicher Gefolgsleute passend erscheinende Expeditionsmitglieder aussuchen – müssen wir uns in Diplomatie und Kampfgeschick gegen die Einheimischen und auch gegen die anderen, vorher angekommenen Landsleute der spanischen Krone beweisen. Ob wir dabei als blutrünstiges Monster oder als gottgleicher Messias in die Annalen der Geschichte eingehen wollen bleibt ganz unserer eigenen Spielweise überlassen. Doch bevor wir im Reich der Azteken und der Maia auftauchen, müssen wir erst einmal auf Hispaniola, dem ersten Schauplatz der Kampagne, für Ordnung sorgen.

Micromanamegment in der neuen Welt
Expeditions: Conquistador spielt nicht nur in einem selten in Videospielen vorzufindenden Setting, es gestaltet sich auch in Belangen des Gameplays als durchaus anspruchsvolles und ein nicht der Norm entsprechendes Spiel.

Zum Beginn des Spiels erstellen wir erstmal unseren eigenen Kapitän und vergeben, wie in Rollenspielen gewohnt, verschiedene Eigenschaftspunkte auf Bereiche wie Intelligenz, Führungskraft, Taktik, etc. Anschließend suchen wir uns eine Crew zusammen, die entsprechender Charaktereigenschaften (Religiös, Rassistisch etc.) bzw. Berufe der einzelnen Follower unseren Bedürfnissen und unserer angepeilten Spielweise ebenfalls entspricht.  Die Eigenschaften des Kapitäns werden später sowohl im Kampfgeschehen als auch in diplomatischen Gesprächen von Bedeutung sein und können im letzteren Beispiel etwa durch Skill-Checks bestimmte Antwortoptionen leichter ermöglichen als andere, nichtgewählte Fähigkeitskombinationen dies geschafft hätten.

Auf eurer Reise durch die Terra Incognita, die fremde Welt, lassen sich Schatzkisten finden die euren Reichtum aufhäufen, Tiere jagen, die euch mit ihrem Fleisch einige Tage länger leben lassen, aber auch Kräuter, welche zur Herstellung von Medizin benötigt werden. Diese Optionen stehen immer am Ende eines Tages, während die Expedition ein Camp aufschlägt, zur Verfügung. Hier gilt es dann aufzupassen. Das Spiel bietet einige Defizite wenn es um Informationen über den Status eures Trecks geht. So wird es vermutlich häufig vorkommen, dass am Tag gesammeltes Fleisch nicht direkt unter die neuen Rationen für den nächsten Tag gemischt wird, was somit zu einigen vergammelten Fleischreserven nach dem Aufwachen führen wird. Auch kann es passieren, dass kontextuale Events übersehen, bzw. einem Kranken über Nacht kein Heiler zugeteilt wird, was im schlimmsten Fall zum Tod des Expeditionsteilnehmers führen kann. Auch wenn automatisch Jobs für die einzelnen Besatzungsmitglieder verteilt werden, hören die Ärzte regelmäßig auf, sich um die Verletzten zu kümmern und halten stattdessen wieder Wache oder schließen sich dem Jagdtrupp an. Ein Ärgernis, welches aber sicherlich noch durch einen Patch behoben werden kann.

Die Aufgaben des Spiels teilen sich, neben den bereits erwähnten kontextuellen, hauptsächlich in kleinere und größere Events auf. Größere Events werden oft durch ein entsprechendes Questsymbol über Häusern oder einzelnen Personen angezeigt und führen im Großen und Ganzen durch die Story des Spiels. Manchmal lassen sich so aber auch Nebenmissionen finden, welche als Belohnung Gold, spezielle Schätze oder sogar neue Follower versprechen.

Kleinere Events treten während des Reisens oder während eines Camps auf. Dies können persönliche Geschichten über einzelne Teilnehmer eurer Gruppe offenlegen und deren Moral positiv oder negativ beeinflussen. Moral, welche sowohl im Kampf Einfluss auf die Hitchance hat, kann aber auch zu einem Meuterei Grund für eure kleine Armee werden. In meinem ersten Spieldurchgang stand ich auf einem höheren Schwierigkeitsgrad schon nach wenigen Stunden auf Hispaniola mit nur noch 3 Soldaten da, da der Rest sich zum Meutern entschlossen hatte und die Reisegruppe verlassen hatte.

Es kann aber auch vorkommen, dass ein Truppenmitglied von einer giftigen Schlange gebissen oder in eine Treibsandgruppe gezogen wird. Solche Events haben im Bestfall längerfristige Verletzungen zur Folge können aber auch zum Tode führen. Sollten alle eure Ärzte an Verletzungen leiden, ist eure Gruppe ziemlich sicher dem Untergang geweiht, also achtet immer auf das Wohlbefinden eurer Medizinmänner.

Mit der Muskete in der Hand
Abseits der Story um Ruhm und Ehre, wird euer kleiner Trupp im Laufe der Amerika-Kampagne in das ein oder andere Scharmützel geworfen. Die Kampfmissionen laufen rundenbasiert ab und erlauben bis zu sechs eurer Kämpfer gleichzeitig an der Action teilzuhaben.

Je nach Berufsklasse (Soldat, Scout, Arzt. usw.) und Beförderungsstufe (mit Erfahrungspunkten lassen sich eure Follower aufwerten) stehen im Kampf unterschiedliche Fähigkeiten für euer Regiment bereit. Soldaten werden Gegner etwa Betäuben können und Ärzte haben die Möglichkeit mit einem höheren Rang selbst besiegte Einheiten wiederzuerwecken.

Leider erweist sich das Kampfsystem trotz Gimmicks wie Fallen und Barrikaden als recht durchschaubar und nicht sehr tiefgründig. Ohne Sinn und Verstand rushen die Gegner zu eurer Position, was in den meisten Kämpfen dazu führt, dass ihr lediglich an der Ausgangsposition warten müsst bis alle anstürmenden Feinde am Boden liegen.

Neben klassischen „Besiegt alle Gegner“-Missionen gibt es darüber hinaus auch „Verhindere die Flucht-“, „Erreiche die Fluchtzone-“ oder „Überlebe xx Runden“-Missionen, die den Spieler immerhin mit etwas Abwechslung verwöhnen.

Gottgleiche Entscheidungen
Ein Highlight von Expeditons: Conquistador ist ohne Zweifel die Entscheidungsfreiheit, welche euch das Spiel bei der Gestaltung eures Charakters überlässt. In einem Durchgang, welcher im Durchschnitt etwa 15 – 20 Stunden beanspruchen wird, kehrte ich als verarmter Konquistador nach Spanien zurück und musste mir den Spot des Königs gefallen lassen, hatte jedoch im Hinterkopf, dass ich zumindest vorübergehend Frieden in der neuen Welt schaffen konnte. In einer weiteren Spielsitzung ging ich über Leichen und ließ eine blutige Spur meinen Schritten folgen. Wo es sich anbot war ich sogar bereit meine eigenen Gefolgsleute in heidnischen Opferritualen zu opfern, nur um noch mehr Gold für die Rückkehr nach Europa anhäufen zu können. Dieser ambivalente Ansatz sollte jedem anspruchsvollen Rollenspieler sehr entgegenkommen.

Fazit
Neben Kleinigkeiten wie größtenteils nicht-vorhandener Sprachausgabe (ich hoffe ihr lest gerne!), schlichter, aber zweckmäßiger Grafik, einem aufgesetzten lokalen Multiplayer-Modus (dieser erlaubt nur Zweikämpfe, gemeinsame Reisen über die Landkarte sind nicht möglich) und noch dem ein oder anderen Bug (teilweise auch Show-Stopper) lässt sich in „Expeditions: Conquistador“ ein ambitioniertes und mutiges Spiel finden, welchem man sowohl die Liebe der Entwickler als auch die niedrigen Produktionsmittel, die durch eine Kickstarter-Kampagne zusammengekommen sind, durchaus ansieht.

Expeditions: Conquistador ist mit Sicherheit kein Spiel das jedem Zusagen wird. Wer aber ein Auge zudrücken kann, findet hier einen Reichtum an Ideen und Möglichkeiten in einem aufregenden und unberührten Setting. Für wem am Ende die Slide-Show beginnt und eure Errungenschaften a la „Fallout 1 & 2“ präsentiert, dem wird schon bald das Fernweh wieder packen und es wird heißen: Zurück in die Terra Incognita!

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